
Gemälde "Postkutsche in einer Vollmondnacht"
Teil des fünfteiligen Bilderzyklus zu dem Gedicht "Postillion" von Nikolaus Lenau
Datierung
1892
Maler
Carl Rahtjen (1855 - 1919)
Herstellungsort
Berlin
Material
Öl auf Leinwand (auf Holz aufgezogen)
Objektmaß (b x h x t)
750 x 585 x 22 mm
Bildmaß (b x h)
750 x 585 mm
Gewicht
1,7 kg
Systematik
Kunst/Malerei/Gemälde
Signatur
Carl Rahtjen 92 (unten links)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2002.742.3
Carl Rathien (geb. 12.12.1855 in Bremen, gest. 23.12.1919 in Hamburg-Altona) absolvierte in London eine Ausbildung zum Teppich-Kaufmann; dort fertigt er Entwürfe von Teppichmustern an. 1873 kehrt er nach Bremerhaven zurück und beucht von 1874 bis1876 die Düsseldorfer Akademie bei den Professoren Müller und Lauenstein. In den Jahren zwischen 1876 und 1880 studiert er bei Carl Ludwig in Stuttgart. Er erhält eine Silbermedaille für eine westfälische Landschaft und eine Goldmedaille für das Bild "Einsiedlers Heim". 1879 siedelt er mit Carl Ludwig nach Berlin über und wird Mitglied des Berliner Künstlervereins. 1890 tragen ihm fünf Bilder zu Nikolaus Lenaus "Schilfliedern" öffentliche Anerkennung ein. Seine Illustrationen zu Lenaus Gedich "Postillion" aus dem Jahre 1835 werden 1892 auf der Großen Berliner Kunstausstellung ausgestellt. Diese Bilder werden 1904 vom Reichspostmuseum erworben. 1895 siedelt Rahtien nach Hamburg-Altona über, wo er 1919 stirbt.
Das Gedicht stammt von Nikolaus Lenau, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch (seit 1820) Edler von Strehlenau (1802 - 1850), einem österreichischen Schriftsteller des Biedermeier. 1835 schrieb er "Der Postillion":
"Lieblich war die Maiennacht, // Silberwölklein flogen, // Ob der holden Frühlingspracht // Freudig hingezogen.
Schlummernd lagen Wies´ und Hain, // Jeder Pfad verlassen; // Niemand als der Mondenschein // Wachte auf der Straßen.
Leise nur das Lüftchen sprach, // Und es zog gelinder // Durch das stille Schlafgemach // All der Frühlingskinder,
Heimlich nur das Bächlein schlich, // Denn der Blüten Träume // Dufteten gar wonniglich // Durch die stillen Räume.
Rauher war mein Postillion, // Ließ die Geißel knallen, // Über Berg und Tal davon // Frisch sein Horn erschallen.
Und von flinken Rossen vier // Scholl der Hufe Schlagen, // Die durchs blühende Revier // Trabten mit Behagen.
Wald und Flur im schnellen Zug // Kaum gegrüßt - gemieden; // Und vorbei, wie Traumesflug, // Schwand der Dörfer Frieden.
Mitten in dem Maienglück // Lag ein Kirchhof innen, // Der den raschen Wanderblick // Hielt zu ernstem Sinnen.
Hingelehnt an Bergesrand // War die bleiche Mauer, // Und das Kreuzbild Gottes stand // Hoch, in stummer Trauer.
Schwager ritt auf seiner Bahn // Stiller jetzt und trüber; // Und die Rosse hielt er an, // Sah zum Kreuz hinüber:
"Halten muß hier Roß und Rad, // Mags euch nicht gefährden; // Drüben liegt mein Kamerad // In der kühlen Erden!
Ein gar herzlieber Gesell! // Herr, ´s ist ewig schade! // Keiner blies das Horn so hell // Wie mein Kamerade!
Hier ich immer halten muß, // Dem dort unterm Rasen // Zum getreuen Brudergruß // Sein Leiblied zu blasen!"
Und dem Kirchhof sandt´ er zu // Frohe Wandersänge, // Daß es in die Grabesruh // Seinem Bruder dränge.
Und des Hornes heller Ton // Klang vom Berge wieder, // Ob der tote Postillion // Stimmt´ in seine Lieder.-
Weiter ging´s durch Feld und Hag // Mit verhängtem Zügel; // Lang mir noch im Ohre lag // Jener Klang vom Hügel.
Das Gedicht stammt von Nikolaus Lenau, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch (seit 1820) Edler von Strehlenau (1802 - 1850), einem österreichischen Schriftsteller des Biedermeier. 1835 schrieb er "Der Postillion":
"Lieblich war die Maiennacht, // Silberwölklein flogen, // Ob der holden Frühlingspracht // Freudig hingezogen.
Schlummernd lagen Wies´ und Hain, // Jeder Pfad verlassen; // Niemand als der Mondenschein // Wachte auf der Straßen.
Leise nur das Lüftchen sprach, // Und es zog gelinder // Durch das stille Schlafgemach // All der Frühlingskinder,
Heimlich nur das Bächlein schlich, // Denn der Blüten Träume // Dufteten gar wonniglich // Durch die stillen Räume.
Rauher war mein Postillion, // Ließ die Geißel knallen, // Über Berg und Tal davon // Frisch sein Horn erschallen.
Und von flinken Rossen vier // Scholl der Hufe Schlagen, // Die durchs blühende Revier // Trabten mit Behagen.
Wald und Flur im schnellen Zug // Kaum gegrüßt - gemieden; // Und vorbei, wie Traumesflug, // Schwand der Dörfer Frieden.
Mitten in dem Maienglück // Lag ein Kirchhof innen, // Der den raschen Wanderblick // Hielt zu ernstem Sinnen.
Hingelehnt an Bergesrand // War die bleiche Mauer, // Und das Kreuzbild Gottes stand // Hoch, in stummer Trauer.
Schwager ritt auf seiner Bahn // Stiller jetzt und trüber; // Und die Rosse hielt er an, // Sah zum Kreuz hinüber:
"Halten muß hier Roß und Rad, // Mags euch nicht gefährden; // Drüben liegt mein Kamerad // In der kühlen Erden!
Ein gar herzlieber Gesell! // Herr, ´s ist ewig schade! // Keiner blies das Horn so hell // Wie mein Kamerade!
Hier ich immer halten muß, // Dem dort unterm Rasen // Zum getreuen Brudergruß // Sein Leiblied zu blasen!"
Und dem Kirchhof sandt´ er zu // Frohe Wandersänge, // Daß es in die Grabesruh // Seinem Bruder dränge.
Und des Hornes heller Ton // Klang vom Berge wieder, // Ob der tote Postillion // Stimmt´ in seine Lieder.-
Weiter ging´s durch Feld und Hag // Mit verhängtem Zügel; // Lang mir noch im Ohre lag // Jener Klang vom Hügel.
Zitiervorschlag
Gemälde "Postkutsche in einer Vollmondnacht", 1892; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2002.742.3,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/6cc1ee1d-e86d-4a36-8bc5-064a782da0b3 (zuletzt aktualisiert: 25.5.2025)