Multiple "T.V. (The Billionaire)"
»Billionaire Deluxe«
Datierung
1977
Künstler
Edward Kienholz (1927 - 1994)
Herstellungsort
Los Angeles, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
Material
Glas; Kunststoff; Metall
Farbe
gelb; grau; orange
Objektmaß (b x h x t)
350 x 250 x 240 mm
Systematik
Kunst/Objekt, Installation
Aufkleber
signiert und numeriert, dort auch typographisch betitelt, Exemplar 45 von 56 (hinten am Chassis aufgeklebtes Metalletikett)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.0.6823
Der amerikanische Objektkünstler Edward Kienholz wurde 1927 in Fairfield, Washington, USA geboren und starb 1994 in Hope, Idaho, USA. Von 1945 bis 1953 studierte er am Eastern Washington College of Education und am Withworth College, Spokane. 1953 zog er nach Los Angeles. 1973 wurde er erstmals nach Berlin eingeladen, seitdem hatte er Standorte sowohl in Berlin als auch in den USA.
Edward Kienholz´ Multiple »Billionaire Deluxe« entstand als Assemblage aus Abfallmaterialien, die durch ihre Zusammensetzung neue Wertigkeit erhalten und die Sicht auf Dinge verändern. Das Gehäuse des Benzinkanisters wird von innen durch eine Lampe mit einem elektronischen Zählwerk erleuchtet, das bis zu einer Milliarde Billion zählt. Versehen mit zwei Antennen, verwandelt es sich zu einem tragbaren TV-Gerät, das – von innen zwar geheimnisvoll leuchtet, in dem es jedoch nichts anderes zu sehen gibt, als den Stromzähler der Lampe, ein Verweis darauf, dass sich hinter den vermeintlichen Inhalten des Kultobjektes nichts als Leere verbirgt.
Kienholz´ Mitarbeiter Joni Weyl berichtet in Hinblick auf den Prototyp eines TV-Multiples, das Kienholz nach Los Angeles ins Büro von Gemini brachte: »Ed kam nach L. A. und brachte einen EV. Prototyp und stellte ihn auf (…) wir saßen alle da und starrten für fünfundzwanzig Minuten auf das T.V. Schließlich kniff ich mich und mir wurde bewusst, dass wir alle hier saßen und es ansahen, ohne dass etwas passierte, nichts auf dem Bildschirm auftauchte, aber wir alle saßen da… Es war letztlich Teil der Pointe des Stücks, und es war erstaunlich, dass es so gut funktionierte… Schließlich fingen wir an zu lachen, weil wir auf einmal alle dasselbe realisierten.«
Die TV-Multiples und Skulpturen Ed Kienholz´ sind Sinnbild sowohl einseitiger oder manipulierter Information als auch der Isolation. Das Multiple »Billionaire Deluxe« ist in einer Auflage von 56 Exemplaren im Rahmen der Auflagenedition Gemini Graphics and editions limited (G.E.L.) erschienen, eine von fünf Editionen von TV-Geräten und zwei große Serien von Unikaten, die Kienholz herausgab. Es gehörte zur dreiteiligen Serie der sogenannten Tin T.V.s von 1976.
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Massenkommunikation prägt die Werke von Edward Kienholz insgesamt. Rundfunkgeräte und Fernseher sind oft Bestandteil, entweder in bekannten Environments wie dem »Portable war memorial« von 1968 im Museum Ludwig, Köln oder, verstärkt in den sechziger Jahren, als Einzelskulpturen. Charakteristisch ist, dass sie – wie bei unserem TV-Multiple – stets nur ein Bild bzw. eine wie eingefroren wirkende Information wiedergeben als Verweis auf die Relativität der vermittelten Informationen. Anders als Pop-Art-Künstler wie etwa Robert Rauschenberg setzte Kienholz seine Bildideen mit kritischer Distanz zum »american way of life« um.
Edward Kienholz´ Multiple »Billionaire Deluxe« entstand als Assemblage aus Abfallmaterialien, die durch ihre Zusammensetzung neue Wertigkeit erhalten und die Sicht auf Dinge verändern. Das Gehäuse des Benzinkanisters wird von innen durch eine Lampe mit einem elektronischen Zählwerk erleuchtet, das bis zu einer Milliarde Billion zählt. Versehen mit zwei Antennen, verwandelt es sich zu einem tragbaren TV-Gerät, das – von innen zwar geheimnisvoll leuchtet, in dem es jedoch nichts anderes zu sehen gibt, als den Stromzähler der Lampe, ein Verweis darauf, dass sich hinter den vermeintlichen Inhalten des Kultobjektes nichts als Leere verbirgt.
Kienholz´ Mitarbeiter Joni Weyl berichtet in Hinblick auf den Prototyp eines TV-Multiples, das Kienholz nach Los Angeles ins Büro von Gemini brachte: »Ed kam nach L. A. und brachte einen EV. Prototyp und stellte ihn auf (…) wir saßen alle da und starrten für fünfundzwanzig Minuten auf das T.V. Schließlich kniff ich mich und mir wurde bewusst, dass wir alle hier saßen und es ansahen, ohne dass etwas passierte, nichts auf dem Bildschirm auftauchte, aber wir alle saßen da… Es war letztlich Teil der Pointe des Stücks, und es war erstaunlich, dass es so gut funktionierte… Schließlich fingen wir an zu lachen, weil wir auf einmal alle dasselbe realisierten.«
Die TV-Multiples und Skulpturen Ed Kienholz´ sind Sinnbild sowohl einseitiger oder manipulierter Information als auch der Isolation. Das Multiple »Billionaire Deluxe« ist in einer Auflage von 56 Exemplaren im Rahmen der Auflagenedition Gemini Graphics and editions limited (G.E.L.) erschienen, eine von fünf Editionen von TV-Geräten und zwei große Serien von Unikaten, die Kienholz herausgab. Es gehörte zur dreiteiligen Serie der sogenannten Tin T.V.s von 1976.
Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch und Massenkommunikation prägt die Werke von Edward Kienholz insgesamt. Rundfunkgeräte und Fernseher sind oft Bestandteil, entweder in bekannten Environments wie dem »Portable war memorial« von 1968 im Museum Ludwig, Köln oder, verstärkt in den sechziger Jahren, als Einzelskulpturen. Charakteristisch ist, dass sie – wie bei unserem TV-Multiple – stets nur ein Bild bzw. eine wie eingefroren wirkende Information wiedergeben als Verweis auf die Relativität der vermittelten Informationen. Anders als Pop-Art-Künstler wie etwa Robert Rauschenberg setzte Kienholz seine Bildideen mit kritischer Distanz zum »american way of life« um.
Zitiervorschlag
Multiple "T.V. (The Billionaire)", 1977; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.6823,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/69db48bc-f6d2-4545-9335-192340ec60eb (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)