Fultographen waren Funkbildempfänger, die an jedes Radiogerät angeschlossen werden konnten und mit dem man von Radiosendern ausgestrahlte Bilder - etwa Wetterkarten - empfangen konnte. Den Namen erhielt das Bildübertragungssystem von dem in Wien ansässigen Kapitän Otho Fulton. Ursprünglich wurde die zu übertragende Abbildung auf eine mit lichtempfindlicher Schicht überzogene Kupferfolie kopiert. Fotos wurden dabei mit einem Linienraster gerastert. Das Bild tastete man dann elektromechanisch ab. Ein Bild im Format 9 x 12 cm konnte in ca. 4 min übertragen werden.
Für den Bildempfang benötigte man einen normalen Radioempfänger, ein Gleichrichtergerät und den Bildschreiber. Letzterer besteht aus einem Federantriebswerk, der Bildtrommel, dem Schreibmechanismus und einer Gleichlaufregelung. Auf die Bildtrommel, einen hohlen Metallzylinder (L: 105 mm, D: 50 mm), wurde ein vorpräpariertes Papier aufgespannt. Entsprechend der Bildzerlegung muss bei der Bildzusammensetzung der Schreibstift eine schraubenförmige Linie auf das Papier schreiben. Bei der Übertragung des Bildes wurde der Anodenstrom des Gleichrichters über einen Metallstift durch das mit einer Jodsalzlösung getränkte Papier und über die Metalltrommel geleitet. Nach den Angaben von Werbeanzeigen im "Radio Amateur" sendeten zuerst die Stationen Wien [581 kHz], Königswusterhausen [183.5 kHz] und Daventry [193 und 626 kHz] Funkbilder nach diesem System aus. Im September 1929 zählt die Reklame daneben noch Berlin, Paris, Budapest, Posen "usw. usw." auf.
Die Metallwarenfabrik Robert Karst (ROKA) fertigte in den späten 1920er Jahren auch Radiozubehör und einfache Radioempfänger. ROKA begann etwa 1929 mit der Herstellung von Fultographen. Zwei Abzüge von "Original Funkbilder der Funkstunde Berlin, aufgenommen mit einem ROKA "Fultograph-Bildfunkempfänger im Oktober 1929" befinden sich im Besitz des Museums: "Gedenk-Gottesdienst für Stresemann" und "Nurmi in Paris".
Zitiervorschlag
Bild-Funk-Empfänger "Fultograph", um 1930; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 5.2004.112,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/69116ba2-53ca-4051-a42e-9a9df19a3b17 (zuletzt aktualisiert: 4.11.2024)