"(...) Die Einrichtung von Postwartezimmern wurde in Preußen für Postanstalten, wo ein Bedürfnis dazu vorlag, durch Edikt vom 15.10.1700 angeordnet mit der Verpflichtung für die Postamtsvorsteher 'gegen billige, mäßige Befriedigung mit einem annehmlichen Losement, Speiss und Kost zu versehen'. Das Postwartezimmer war sauber zu halten und im Winter zu heizen. Es mußte vor Abgang und nach Ankunft der Post zum Aufenthalt der Reisenden bereit gehalten werden. Wo staatliche Gebäude nicht vorhanden waren, hatten die Amtsvorsteher für Bereithaltung eines geeigneten Raumes zu sorgen; sie erhielten dafür eine Vergütung. Unterkunft und Verpflegung kamen hauptsächlich an solchen Orten in Betracht, wo es an geeigneten Gasthäusern in der Nähe der Posthäuser fehlte. Für die Thurn und Taxisschen Posten bestand die Anordnung: 'Auf jeder Station muß ein anständiges Postwartezimmer (Passagierstube) vorhanden sein.'
Beschwerden über Mängel in den Postwartezimmern konnten in ein Controll- (Beschwerde-) Buch - in Preußen 1826 eingeführt, in Bayern 'Passagier-Beschwerdebuch', bei den Thurn und Taxisschen Posten 'Einschreibebuch' genannt - eingetragen werden, das für diesen Zweck im Postdienstzimmer bereitlag.
Mit der Verminderung der Zahl der Pferdepersonenposten und der Einrichtung von Gaststätten in der Nähe der Postanstalten und Haltestellen ist auch das Bedürfnis zur Unterhaltung von Postwartezimmern zurückgegangen. Zur Zeit sind solche Einrichtungen nicht mehr vorgesehen. Beim Reiseverkehr mit den Kraftposten hat sich ein Bedürfnis zur Unterhaltung von Wartezimmern bisher nicht geltend gemacht."
(Handwörterbuch des Postwesens, 1927, S. 509)
Der Begriff Passagierstube wurde in der ab 1. Januar 1875 gültigen Postordnung durch "Wartezimmer" ersetzt (Amts-Blatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung, No. 99 vom 31. Dezember 1874, Seite 537). Es ist also davon auszugehen, dass dieses Schild vor 1875 hergestellt wurde.
Das Schild wurde vor 1946 vom Postmuseum Koblenz erworben.
Zitiervorschlag
Schild "Post-Passagier-Stube"für Personenpost, ; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.6505,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/608985a0-49ad-4246-a30d-0f4ade1649a6 (zuletzt aktualisiert: 29.11.2024)