Installation "Hommages aux boites à lettres 22483"
Datierung
1978 - 1980 und 1988
Künstler
Jirí Kolár (1914 - 2002)
Herstellungsort
Prag / Berlin / Paris
Material
Metall/Blech; Holz; Papier
Technik
Collage; Installation
Farbe
mehrfarbig
Objektmaß (b x h x t)
700 x 1000 x 250 mm
Bildmaß (b x h)
700 x 1000 mm
Systematik
Kunst/Objekt, Installation
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.0.1132.1
Jirí Kolár wurde 1914 in Protivin, heute Tschechische Republik, geboren und verstarb 2002 in Prag. Er übte von 1929 bis 1942 unterschiedliche Berufe aus und wurde 1943 zunächst freier Schriftsteller. 1952 erhielt er Publikationsverbot in der ČSSR. Der Künstler wanderte 1980 nach Paris aus und erhielt 1984 die französische Staatsbürgerschaft.
Der Schriftsteller und Künstler Jirí Kolár setzt sich in seinem Objekt »Hommage aux boites a lettres« mit der brieflichen Kommunikation auseinander. Aus einem Metallbriefkasten, der an einer collagierten Holzplatte angebracht ist, quellen Reproduktionen von Papierobjekten und Collagen, die auf den ersten Blick wie Briefe wirken. Kolárs Werk verbindet visuelle, typografische und textuelle Poesie in verschiedenen, ihm eigenen Collageformen. Von Anfang an war es Kolár ein wichtiges Anliegen, Literatur und Kunst in eine spannungsreiche Synthese zu bringen. Bereits 1979 nutzte der Künstler 120 Collagetechniken, wobei die stete Auseinandersetzung mit dynamischen Prozessen, Zeit- und Bewegungsabläufen ein wesentlicher Aspekt ist. Zugleich verband Kolár mit jeder seinen Collagetechniken eine bestimmte Lebensphilosophie, die er in seiner Publikation über die 120 Formen der Collagetechnik erläuterte. In der Methode der Collage schuf Kolár verschiedene Varianten, von denen die bekannteste die »Rollage« ist, in schmale Streifen zerschnittene Reproduktionen zum Beispiel klassischer Bilder und zeitgenössischer Fotografien, die durch den Schnittcharakter verzerrt werden. »Chiasmagen« sind hingegen großflächige Collagen von schmalen bedruckten Papierschnitzeln. Die Trägerplatte des Briefkastens repräsentiert beide Formen der Collage, die im Briefkasten abgelegten Fotografien bilden sie ab. Im Gegensatz zu den Dadaisten und Surrealisten steht bei Kolár jedoch nicht die Findung neuer Sinn- und Bedeutungsebenen im Vordergrund, sondern der Arbeitsprozess und das verwendete Material, durch das neue Realitäten geschaffen werden. Der Briefkasten lässt sich konkret in Bezug zu Werk und Leben Kolárs setzen. So beteiligte er sich in der Zeit, als er in Prag als Schriftsteller und Dichter verfolgt wurde, an verschiedenen Aufrufen, offenen Briefen und Resolutionen, die ihn in Konflikt mit dem Regime brachten. Obwohl seine Schriften unpolitisch waren, wurden sie als »subversiv« aufgefasst. Dies führte schließlich immer mehr zur Kunstform der Collage, in der er in Werkgruppen Sprache zerstückelt, verfremdet, neu zusammensetzt und versucht, dadurch neue Inhalte und Wirklichkeiten sichtbar zu machen. In der Kombination von Text und Bild konnten die Collagen durch Zusammenstellung und Auswahl, obwohl in der Nachfolge der Surrealisten sinnentstellt kombiniert, eine politisch distanzierte Aura entfalten. So sind sprachliche Momente wie Spruchbänder und Buchstaben, Fragmente von Druckwerken, Briefen oder Artikeln unverzichtbarer Bestandteil. Der Briefkasten mit seinen zahlreichen Objekten ist wie eine Zusammenfassung verschiedener Formen und Zeiten künstlerischen Schaffens. Kolár verwendete einen Briefkasten der k.k. österreichischen Post aus der Zeit vor 1918. Die Collagen fertigte Kolár in Prag und Berlin an, bevor er nach Paris übersiedelte.
Der Schriftsteller und Künstler Jirí Kolár setzt sich in seinem Objekt »Hommage aux boites a lettres« mit der brieflichen Kommunikation auseinander. Aus einem Metallbriefkasten, der an einer collagierten Holzplatte angebracht ist, quellen Reproduktionen von Papierobjekten und Collagen, die auf den ersten Blick wie Briefe wirken. Kolárs Werk verbindet visuelle, typografische und textuelle Poesie in verschiedenen, ihm eigenen Collageformen. Von Anfang an war es Kolár ein wichtiges Anliegen, Literatur und Kunst in eine spannungsreiche Synthese zu bringen. Bereits 1979 nutzte der Künstler 120 Collagetechniken, wobei die stete Auseinandersetzung mit dynamischen Prozessen, Zeit- und Bewegungsabläufen ein wesentlicher Aspekt ist. Zugleich verband Kolár mit jeder seinen Collagetechniken eine bestimmte Lebensphilosophie, die er in seiner Publikation über die 120 Formen der Collagetechnik erläuterte. In der Methode der Collage schuf Kolár verschiedene Varianten, von denen die bekannteste die »Rollage« ist, in schmale Streifen zerschnittene Reproduktionen zum Beispiel klassischer Bilder und zeitgenössischer Fotografien, die durch den Schnittcharakter verzerrt werden. »Chiasmagen« sind hingegen großflächige Collagen von schmalen bedruckten Papierschnitzeln. Die Trägerplatte des Briefkastens repräsentiert beide Formen der Collage, die im Briefkasten abgelegten Fotografien bilden sie ab. Im Gegensatz zu den Dadaisten und Surrealisten steht bei Kolár jedoch nicht die Findung neuer Sinn- und Bedeutungsebenen im Vordergrund, sondern der Arbeitsprozess und das verwendete Material, durch das neue Realitäten geschaffen werden. Der Briefkasten lässt sich konkret in Bezug zu Werk und Leben Kolárs setzen. So beteiligte er sich in der Zeit, als er in Prag als Schriftsteller und Dichter verfolgt wurde, an verschiedenen Aufrufen, offenen Briefen und Resolutionen, die ihn in Konflikt mit dem Regime brachten. Obwohl seine Schriften unpolitisch waren, wurden sie als »subversiv« aufgefasst. Dies führte schließlich immer mehr zur Kunstform der Collage, in der er in Werkgruppen Sprache zerstückelt, verfremdet, neu zusammensetzt und versucht, dadurch neue Inhalte und Wirklichkeiten sichtbar zu machen. In der Kombination von Text und Bild konnten die Collagen durch Zusammenstellung und Auswahl, obwohl in der Nachfolge der Surrealisten sinnentstellt kombiniert, eine politisch distanzierte Aura entfalten. So sind sprachliche Momente wie Spruchbänder und Buchstaben, Fragmente von Druckwerken, Briefen oder Artikeln unverzichtbarer Bestandteil. Der Briefkasten mit seinen zahlreichen Objekten ist wie eine Zusammenfassung verschiedener Formen und Zeiten künstlerischen Schaffens. Kolár verwendete einen Briefkasten der k.k. österreichischen Post aus der Zeit vor 1918. Die Collagen fertigte Kolár in Prag und Berlin an, bevor er nach Paris übersiedelte.
Zitiervorschlag
Installation "Hommages aux boites à lettres 22483", 1978 - 1980 und 1988; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.1132.1,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5fde0432-f3b5-492e-b73c-384cb84e18fd (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)