Der Schlachtenmaler Johann Emil Hünten wurde 1827 in Paris geboren und starb 1902 in Düsseldorf. Er studierte an der Pariser École des Beaux Arts unter anderem als Schüler von Horace Vernet. Er lebte zeitweise in Antwerpen, später in Düsseldorf. Als preußischer Offizier nahm er an den Feldzügen gegen Dänemark (1864) und gegen Frankreich (1870/71) teil.
Ein Soldat reitet auf dem Rücken eines Schimmels durch einen Hohlweg. Seine Uniform weist ihn als Feldpostreiter des preußischen Heeres aus. Sowohl seine Schirmmütze als auch das umgehängte Posthorn sowie die Meldetasche sind eindeutige Insignien seines Amtes. Ein neben ihm stehender Soldat reicht ihm einen Brief zur Weiterbeförderung. Dieser Soldat ist mit Pickelhaube, umgebundener Decke und einem auf dem Gewehr aufgepflanztem Bajonett feldmarschmäßig ausgerüstet. Rechts haben sich noch zwei weitere Soldaten niedergelassen, einer von ihnen schreibt in aller Eile ein paar Zeilen, um die Nachricht noch dem wartenden Postreiter mitzugeben.
Die ganze Szenerie atmet den friedlichen und geradezu idyllischen Geist eines Militäralltags, der weder zu Kriegs- noch zu Friedenszeiten jemals Realität war. Vielmehr hat man es hier mit einer alles Militärische verklärenden Atmosphäre zu tun, die sich im entstehenden Deutschen Reich und speziell im Königreich Preußen als Ideal und Wunschbild herausbilden konnte. Die Wirklichkeit und reale Bedrohung durch den Krieg ist in diesem Bild einzig durch den Posten angedeutet, der im Bildhintergrund auf Wacht steht. Für den Maler stand das Genrehafte der Szene im Vordergrund.
Emil Hünten hatte sich nach seiner Ausbildung bei den Historienmalern der Pariser und Antwerpener Akademien 1851 nach Düsseldorf begeben und von Malern der Düsseldorfer Malerschule wesentliche Einflüsse aufgenommen. Seine großformatigen Schlachtenbilder verherrlichten insbesondere die militärischen Unternehmungen Friedrichs des Großen und sicherten ihm das wohlwollende Interesse staatlicher sowie privater Auftraggeber. Durch seine Impressionen sowohl vom dänischen Feldzug 1864 als auch vom Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, die er beide jeweils im Stabe des preußischen Kronprinzen persönlich beobachten konnte, erhielten seine Historienbilder eine Lebendigkeit und Unmittelbarkeit, die die Zeitgenossen offensichtlich sehr ansprach. Neben diesen repräsentativen und großformatigen Historienbildern, die zum Teil auf während der Kampfhandlungen angefertigte Skizzen zurückgingen, traten Hüntens Genreszenen aus dem militärischen Alltag mit ihrem bisweilen humoristischen Einschlag deutlich in den Hintergrund. Die hier gezeigte Episode transportierte eben nicht das vaterländische Pathos des großen Schlachtengemäldes, sondern bediente durch die Darstellung einer einfachen Feldpostszene eher das Sentiment des Publikums, indem die Bindung der Soldaten an die Heimat, durch die zu dieser Zeit immer bedeutender und umfangreicher werdende Feldpost thematisiert wird. Aus dem Jahr 1873 existiert eine Replik des Gemäldes.
Zitiervorschlag
Gemälde "Feldpost", um 1872; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.817,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5f665759-5a5a-4c5d-9d14-a65577a02818 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)