"Die Entwicklung der Landbriefkästen.
Auch bei den Landbriefkästen war die Entwicklung nicht stehen geblieben. Zwar mußten hier die ersten hölzernen Kästen über 20 Jahre ihren Dienst tun, aber in den 1880er Jahren war ihr Zustand teilweise derart ruinös, daß von Seiten der Post etwas getan werden mußte. Das Ergebnis war 1886 ein gußeiserner Landbriefkasten, von der Firma Gießerei F. S. Kustermann, München, Rosenheimer Str. 120a, zum Preis von 7,90 Mark hergestellt. Die Kästen, im Geschmack der damaligen Zeit gehalten, waren kornblumenblau gestrichen. Auf der Vorderseite hatten sie ein vergoldetes Posthornrelief, an der Seite mit der Einwurföffnung das Bild eines stilisierten Briefes. geleert wurden sie durch eine seitliche Tür. Die Ersetzung der alten, hölzernen Kästen durch die neuen gußeisernen, die im offiziellen Sprachgebrauch bald 'Landbriefkästen, System Kustermann' hießen, ging aber nur sehr schleppend voran. Auch die Aufstellung der Briefkästen entsprach nicht überall den Bestimmungen von 1860. So befand sich, um nur ein Beispiel zu nennen, 1895 im ganzen LandkreisTittmoning kein einziger Land-Briefkasten. Und die Zahlen um die Jahrhundertwende sprechen eine deutliche Sprache: Im Oberpostamtsbezirk Regensburg gibt es1900 noch 353 (!) hölzerne Landbriefkästen, das OPA Nürnberg meldet 1901 noch 212 hölzerne Briefkästen in seinem Bezirk. Den Vogekl schießt aber das OPA Bamberg mit 563 hölzernen Landbriefkästen im Jahre 1901 ab. Der Preis für einen gußeisernen Kustermann-Landbriefkasten betrug 1898 immerhin 13 Mark, für die sparsame Postverwaltung ein Grund, bei der Umstellung langsam zu treten. 1898 wurden zudem die Posthilfsstellen in großer Zahl eingerichtet, die alle mit einem Kustermann-Briefkasten ausgerüstet werden mußten. (...). Und 1904 dürfte der Umtausch beendet gewesen sein, da die Generaldirektion anordnete, in diesem Jahre alle 'etwa noch in Verwendung stehenden hölzernen Briefkästen baldtunlichst gegen Kustermannbriefkästen auszutauchen'. Die amtlichen Zahlen machen dies auch deutlich: Im Oberpostamtsbezirk Nürnberg waren 1895 = 304, 1898 = 484, 1901 = 933 und 1904 = 1.184 Landbriefkästen System Kustermann vorhanden."
(Helmut Thiel, Die bayerischen Briefkästen, in: Archiv für Postgeschichte in Bayern, 1975/II, Seite 322)
Zitiervorschlag
Briefkasten, Landbriefkasten, Bayern, "System Kustermann", ; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2003.125,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5f172b2d-0c04-404e-a6b0-6a57be854c5c (zuletzt aktualisiert: 27.11.2024)