Entwickler
Text Tell BV (1979 - 1990)
Vertrieb
Communication Èlectronique du 21e Siècle CE21 (um 1983)
Herstellungsort
Ennistymon, County Clare, Irland
Material
Kunststoff; Metall
Originalverpackung (b x h x t)
362 x 46 x 150 mm
Objektmaß (b x h x t)
235 x 45 x 100 mm (Tasche)
Objektmaß (b x h x t)
225 x 27 x 90 mm (Nachrichtenterminal)
Systematik
Datenkommunikation, Internet/Endgeräte für Datenübertragung/Endgeräte für die Übertragung von Textnachrichten/Messenger, Lese-/Endgeräte für Textnachrichten
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Datenverschlüsselung, Fax-Verschlüsselung
eingeprägt
"TEXT TELL" (oben)
Beschriftung
[Bedienungsanleitung auf Englisch] (auf der Rückseite und Innen)
Seriennummer
"005413 40110" (Unterseite)
Beschriftung
"WEST-TEC LTD. // REP. OF IRELAND" (Unterseite)
Der PX-1000 war ein kleines, tragbares Nachrichtenterminal (ähnlich einem Personal Digital Assistant). Das Besondere an dem Gerät war eine eingebaute Verschlüsselungsfunktion. Gedacht war der PX-1000 für Journalisten und kleine Unternehmen. Es wurde auch von der niederländischen Regierung verwendet.
Das Gerät wurde 1979 von der Text Lite BV in Amsterdam entwickelt und kam 1980 auf den Markt. Der PX-1000 konnte einfache Textnachrichten per Telefon überall hin versenden, indem man den auf der Rückseite eingebauten Akustikkoppler vor das Mikrofon des Telefonhörers drückte. Auf die gleiche Weise konnten auch Nachrichten empfangen werden, indem man das Modem vor den Lautsprecher des Hörers hielt. Der interne Speicher war auf eine Länge von 7400 Zeichen begrenzt, längere Textnachrichten konnten jedoch auf einem Kassettenrekorder gespeichert und über ein Audiokabel einfach wieder auf das Gerät geladen werden.
Hergestellt wurden die Geräte von der West-Tec Ltd. in Irland. An Endkunden wurde der PX-1000 hauptsächlich von der Philips Consumer Electronics vertrieben. Dabei wurden die Geräte lediglich mit dem Markennamen von Philips und dem Logo gebrandet und tragen gleichzeitig das Text Tell-Logo. Weltweit wurde der PX-1000 auch unter verschiedenen anderen Markennamen verkauft wie Alcatel, Siemens, Ericsson oder Commex. Allerdings war Philips der bei weitem größte Kunde der Text Lite BV und hatte für einige Länder die exklusiven Vertriebsrechte.
Da die Kommunikation über Telefonleitungen erfolgte, konnte der PX-1000 den Text gegen mögliches Abhören mit dem Digital Encryption Standard (DES) verschlüsseln. Der DES galt zu dieser Zeit als ein besonders starker Verschlüsselungsalgorithmus. Dies rief schon Ende 1983 die National Security Agency (NSA) der USA auf den Plan, die darüber besorgt war, dass der starke DES-Algorithmus der Allgemeinheit zur Verfügung stehen könnte. Die NSA bat Philips Usfa, einen alternativen Algorithmus zu implementieren, den sie (die NSA) zur Verfügung stellen würde. Sie bot außerdem an, den bereits produzierten Bestand von 12.000 der DES-basierten PX-1000-Geräte aufzukaufen - für 16,6 Millionen Gulden, umgerechnet 7,5 Millionen Euro. In gleicher Weise wurde der britische Vertriebspartner der Text Lite BV vom britischen Geheimdienst GCHQ gebeten, den DES-Algorithmus durch etwas anderes zu ersetzen.
Obwohl die Techniker von Text Lite davon überzeugt waren, dass dies der NSA eine Hintertür zur Entschlüsselung öffnen würde, wurde die Implementierung des von der NSA gelieferten Algorithmus bei Philips Usfa durchgeführt. 1984 wurde übergangsweise eine Zwischenversion des PX-1000 CALC als Lückenfüller verkauft, bei dem die Verschlüsselungsfunktion durch eine Tabellenkalkulation ersetzt worden war (erkennbar an der blauen-Calc-Taste). Nach Implementierung des von der NSA bereitgestellten Algorithmus mit Hilfe von Philips wurde 1985 der PX-1000 als PX-1000Cr (crypto) neu aufgelegt (erkennbar an der roten CODE-Taste).
Der von der NSA gelieferte Verschlüsselungsalgorithmus sollte 18,446,744,000,000,000,000 Schlüssel bieten, mehr als 18 Quintillionen. In Wahrheit, so ergab eine spätere Analyse, war er erheblich schwächer als der ursprünglich verwendete DES-Standard. Damals wie heute wurde behauptet, dass nur Terroristen, Kriminelle, Spione oder Steuerhinterzieher Bedarf für verschlüsselte Kommunikation hätten, nicht jedoch normale, anständige Bürger.
Tatsächlich nutzte etwa der südafrikanische African National Congress (ANC) während der Apartheid das PX-1000, etwa um in der »Operation Vula« die Freilassung von Nelson Mandela aus dessen 28-jähriger Haft vorzubereiten. Die Nachrichten wurden von Mandelas Anwalt in und aus seiner Gefängniszelle geschmuggelt und dann mit dem PX-1000 über Lusaka nach London und von dort nach Amsterdam übermittelt.
Zitiervorschlag
Nachrichtenterminal "Text Tell PX-1000" mit DES-Verschlüsselung in Originalverpackung, 1983; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2022.2.1,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5c625738-0b9a-46ec-bf7f-6e44476504b9 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)