Erfinder
Karl Lohmeyer (1799 - 1873)
Hersteller
Ferdinand Ernecke Physikalische Apparate & chemische Instrumente (1859 - um 1915)
Der Apotheker Lohmeyer in Neiße konstruierte 1838 den nach ihm benannten Glockentelegraf, einen elektromagnetischen Nadeltelegrafen und legte eine 200 m lange Übertragungsstrecke an:
"Wenig bekannt dürfte es sein, dass im folgenden Jahre, am 6. November 1838, von dem Apotheker Lohmeyer in Neisse eine von demselben errichtete elektromagnetische Telegraphenanlage einer größeren Gesellschaft vorgeführt und in ihrer Wirkungsweise erklärt worden ist.
Nach einer 1863 im Verlage von Graveur in Neiße erschienenen "Denkschrift zur Feier ihres 25jährigen Bestehens, herausgegeben von der Philomathie in Neisse" hatte Lohmeyer von seiner Apotheke in der Breslauer Straße über die Garnisonkirche hinweg nach dem Hause seines Schwagers, welches ungefiihr in der Mitte zwischen der Pilzgasse und Zollstraße gelegen und von der Apotheke in gerader Linie 200 m entfernt war, einen mit Seide Obersponnenen Draht gezogen und diesen an beiden Enden mit galvanischen Batterien in Verbindung gesetzt.
Die Ablenkung von Magnetnadeln an beiden Endstellen durch den galvanischen Strom gab die Zeichen, indem die Nadel der einen Stelle durch die mittels eines Stromwenders auf der anderen Stelle willkürlich bewirkte Umdrehung des Stromes bald rechts, bald links an zwei verschieden gestimmte Glöckchen schlug. Durch eine
einfache und sinnreiche Kombination der so erzeugten Töne war ein Alphabet gebildet. Nach einiger Übung im Gebrauch des Alphabets gelang es, wie in der Denkschrift bemerkt wird, bald, telegraphische Nachrichten herüber und hinüber zusenden.
Es darf wohl angenommen werden, dass die elektromagnetische Telegraphenanlage des Apothekers Lohmeyer in Neisse die erste derartige Anlage in Preußen gewesen ist"
(Archiv für Post und Telegraphie 18, 1890, S.28).
Für das Reichspostmuseum wurde 1899 eine Kopie angefertigt: "Das für die Sammlung des Reichspostmuseum in Berlin erworbene Objekt ist eine genaue Nachbildung des noch im Realgymnasium zu Neiße aufbewahrten Originalapparates" (Karras, Geschichte der Telegraphie, 1909, S. 143). Diese Kopie wurde in der Werkstatt von Ferdinand Ernecke angefertigt; diese Berliner Firma war die für die Herstellung von Präzisionsinstrumenten bekannt.
Zitiervorschlag
Glockentelegraf nach Lohmeyer, ; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2009.1196.0,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5c5a6033-308c-4717-a7e4-3bf4d77fe713 (zuletzt aktualisiert: 13.0.2025)