Hochformatiges Posthausschild in gelber Lackierung mit schwarzen Großbuchstaben "POSTAMT", darüber schwarzer Reichsadler (der Weimarer Republik) und unter dem Schriftzug zwei ineinander verschränkten Posthörner. Rückseite in schwarzer Lackierung.
"(...) Obwohl die staatsrechtliche Selbständigkeit der bayerischen Postverwaltung seit dem 1.4.1920 erloschen ist, hat der Staatsvertrag zwischen dem Reich und Bayern vom 29./31.3.1920 Bayern eine Reihe von Zugeständnissen gemacht (...)"
(Handwörterbuch des Poswesens, Berlin 1927, S. 82)
"Am 1.4.1920 war die bayerische Postverwaltung 'verreichlicht' worden, d.h. sie war auf die Reichspost übergegangen, wenn auch gewisse Eigenständigkeiten bei der neu geschaffenen Abteilung (Abt.) VII, später VI, des Reichspostministeriums (RPM) in München bis 1934 bestehen blieben. Aber auch von seiten des Deutschen Reichs ließ ein neues Reichswappen, wie es für die Hausschilder an den Reichspostanstalten verwendet werden sollte, auf sich warten. Am 3.10.1921 meldete die OPD München, daß alle 'Verkaufsstellenschilder für Postwertzeichen aufgebraucht seien'. Ersatz sei dringend notwendig. Ähnliche Meldungen und Anforderungen kamen auch von anderen bayerischen OPDn. Die Abt. VII des RPM teilte daraufhin am 9.11.1921 den bayerischen OPDn folgendes mit: 'Die Änderung der Regierungsform sowie mehrfache Beanstandungen, welche gegen die derzeitigen Amtsschilder mit der Inschrift Bayerisches Postamt usw. und dem kgl. Wappen erhoben werden, haben den Ersatz der ohnedies größtenteils erneuerungsbedürftigen Schilder notwendig gemacht.' Nach am selben Tage bestellte die Abt. VII des RPM neue Posthausschilder bei den Münchner Emaillier- und Stanzwerken, München, Zielstattstr. 34. Das Leistungsverzeichnis stellte folgende Bedingungen für diese Emailschilder, auf die man aufgrund der guten Erfahrungen von 1897 zurückgriff:
'Ausführung: Eisenblech, mindestens 1,0 mm stark, gelbe Grundfarbe, schwarze schrift und Zeichnung, weiß-blaues Rautenwappen, Rückseite mit Emailleüberzug versehen, 4 Bohrlöcher zur Befestigung.
Aufschrift: Postamt Größe 40x60, Postagentur 40x60, Posthilfsstelle 40x60, Poststall 40x60, Postamt 30x40, Staatliche Kraftwagen-Linien-Haltestelle 30x40, Staatliche Kraftwagen-Linien-Bedarfshaltestelle 30x40, Postmarken-Abgabe 30x40.'
Die Schilder sollten 56,-- Mark bzw. 35,-- Mark kosten.
(...)
Schon im Dezember 1921 wurden die ersten neuen Posthausschilder von der Herstellerfirma unmittelbar an die Postanstalten verschickt. Herstellungsschwierigkeiten durch zeitbedingte Wirren und durch die beginnende inflationäre Entwicklung brachten es allerdings mit sich, daß im April 1922 erst ein Drittel der bestellten Schilder ausgeliefert war. Sie waren, im Gegensatz zu den Haltestellenschildern, im Hochrechteck gehalten und zeigten oben die bayerischen Rauten im Oval, darunter die Bezeichnung der Postanstalt und unten zwei verschlungene Posthörner. Diese Schilder sind Zeugen einer Übergangszeit, in der Unsicherheit über den zukünftigen Kurs bestand. Sie sollten allerdings einige Jahre das Äußere der bayerischen Postanstalten bestimmen. In dem verwendeten bayerischen Wappen kommt die bedingte Eigenständigkeit der Abt. VII des RPM in München zudem klar zum Ausdruck."
(Helmut Thiel, Posthausschilder in Bayern - Sinnbild staatlicher Hoheit und Macht, in: Archiv für Postgeschichte in Bayern, Juli 1979, S. 16-17)
Zitiervorschlag
Posthausschild, Bayern, Deutsche Reichspost, "Postamt" mit Doppelposthorn und Adler, ; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2003.171,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5aeb5c99-6988-4062-b7cf-6e0fe2bf176d (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)