Hersteller
VEB Funkwerk Köpenick
Betreiber
Deutsche Post der DDR (1949 - 1990)
Herstellungsort
Köpenick, Berlin, Deutschland
Verwendungsort
Köpenick, Berlin, Deutschland
Historische Ortsbezeichnung
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
Material
Metall; Keramik; Glas; Kunststoff
Farbe
grün; messingfarben
Systematik
Rundfunk, Tonaufzeichnung/Rundfunksender, Rundfunkübertragungstechnik/Amplitudenmodulierte Rundfunksender, AM-Sender
Inventar-Nr.
4.2011.973.0
Nach Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans 1950 beschloss das Ministerium für Post - und Fernmeldewesen der DDR den Aufbau eines Rundfunknetzes im Mittelwellenbereich, das mit wenigen Standorten auskommen sollte: Wöbbelin, Berlin - Köpenick, Burg, Dresden und Wachenbrunn. Der erste dieser Sender mit hoher Abstrahlungsleistung wurde 1952 mit dem Sender Z3/1 in Berlin - Köpenick installiert. In der Folge wurden – jeweils modifiziert nach den gewonnenen Erfahrungen – auch an den anderen Standorten jeweils 250kW-Sendeanlagen installiert. Der durch seine "Kinderkrankheiten" sehr anfällige Prototyp Z3/1 in Köpenick wurde 1959 als letzter durch einen serienreifen Sender vom Typ SM8/H1 ersetzt.
Von 1959 - 1990 arbeitete der Sender SM8/H1 in Berlin - Köpenick auf den Mittelwellenfrequenzen 693 kHz mit dem Programm "Berliner Rundfunk" und 1359 kHz mit dem Programm "Radio Berlin International". Von 1990 - 1993 sendete er das Programm "Antenne Brandenburg" (693 kHz) und das Programm "Deutschlandfunk" (1359 kHz). 1993 erfolgte die Abschaltung des Senders SM8/H1.
Der Sender wurde im Dezember 1994 in Köpenick demontiert und zunächst als Dauerleihgabe des Museums für Kommunikation Berlin in Königs Wusterhausen zwischengelagert. 1998 wurde der Sender dort – im Funkerberg Haus 1 – originalgetreu wieder aufgebaut und ist seit März 1999 für Besucher zugänglich.
Der Sender SM8/H1 hat eine Trägerleistung (Output) von 250 kW. Diese Hochfrequenzleistung wird in einer Gegentakt - C - Endstufe aus ca. 330 kW Eingangsleistung (Input) bei einem Wirkungsgrad von ca. 75% gewonnen. Die Hochfrequenz - Endstufe setzt dabei eine Verlustleistung von 80 kW in Form von Wärme frei, die durch eine Wasserkühlung von den Endstufenröhren abgeführt werden muss.
Erzeugt wird das hochfrequente Signal - der "Träger" - im Steuersender der Anlage, einem geschlossenen Schaltschrank. Für die Frequenzerzeugung waren zwei Möglichkeiten vorgesehen: Zum einen durch einen Quarzoszillator für Festfrequenzen bei hoher Frequenzkonstanz, zum anderen durch einen freilaufenden Oszillator für eine variable Frequenz im Mittelwellenbereich (525 kHz bis 1605 kHz) bei geringer Frequenzkonstanz.
An die Frequenzerzeugung im Steuersender schließen sich mehrere Hochfrequenzverstärker - Treiberstufen - an. Sie müssen das schwache Oszillatorsignal derart verstärken, dass die Endstufenröhren durchgesteuert werden können, wobei ein Anodenstrom von 2 X 15 A bei 11000 V Anodenspannung im Rhythmus der Hochfrequenz zu "beeinflussen" ist. Wegen der hohen Spannungen und Ströme wurde die Endstufe des Senders in offener Bauweise ausgeführt.
In einem zweiten Schrankzug wird das niederfrequente Modulationssignal, also die eigentliche "Sprache" oder "Musik", vom Studio übernommen und in mehreren Stufen verstärkt. Die Modulationsendstufe befindet sich ebenfalls im "offenen" Teil des Senders. Sie arbeitet als Gegentakt - B - Verstärker auf einen Transformator, dem Modulationstransformator. Über seine Sekundärseite wird der Hochfrequenzendstufe die Anodenspannung zugeführt. Dabei überlagert sich die Anodenspannung mit der Modulationsspannung. Es handelt sich hierbei also um eine Anodenspannungsmodulation. Die Steuerung und Überwachung der gesamten Anlage erfolgte von einem zentralen Schaltpult aus.
Zitiervorschlag
250 kW-Mittelwellen-Rundfunksender in offener Bauweise vom Typ SM8/H1 aus Berlin-Köpenick, 1959; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2011.973.0,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/57fcd1de-89ba-4630-92fd-c7a6dc27c450 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)