Hersteller
unbekannt
Verwender
Deutsche Post Osten (1939 - 1945)
Verwendungsort
Polen
Historische Ortsbezeichnung
Generalne Gubernatorstwo / Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete
Historische Ortsbezeichnung
Deutsches Reich
Material
Metall/Eisenblech
Objektmaß (b x h x t)
375 x 252 x 230 mm
Systematik
Brief- und Kleingutverkehr/Briefkästen und Briefeinwurfklappen (Hausbriefkästen und andere Zustelleinrichtungen siehe dort)
Beschriftung
"Deutsche Post Osten" (Vorderseite)
Der Briefkasten hat die Form eines polnischen Landpostbriefkastens des 19. Jahrhunderts für geringes Briefaufkommen. Er besitzt einen gegen Regen geschützten Einwurfschlitz sowie eine Leerungsanzeige. Die Briefentnahme erfolgt über den abschließbaren oberen Klappdeckel. Der Metallkasten trägt verschiedene rote Farbschichten. Erst der seitliche Blick auf das Objekt lässt unterhalb der weißen Aufschrift »Deutsche Post Osten« das rot überstrichene polnische Wort »POCZTOWA« deutlich erkennen. Es gehört zur ursprünglichen weißen Beschriftung »SKRZYNKA POCZTOWA« auf den roten Postbriefkästen der 1918 gegründeten Polnischen Republik und heißt auf Deutsch Briefkasten. Vom ehemals auf der linken unteren Seite positionierten polnischen Adler kann man nur die ungefähre Größe der entfernten Abbildung erahnen.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 übernahm die Reichspost das Post- und Fernmeldewesen in den von Polen abgetrennten und dem
Deutschen Reich angegliederten Gebieten. Im neu geschaffenen Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete wurde dagegen die Deutsche Post Osten als ein wichtiger Bestandteil des nationalsozialistischen Herrschafts- und Unterdrückungsapparats in Polen errichtet.
Die Besatzungspost arbeitete »nach deutschen Grundsätzen« unter Fachaufsicht des Reichspostministeriums in Berlin und untergliederte sich entsprechend der Verwaltungsaufteilung des Generalgouvernements in die vier Distriktpostverwaltungen Krakau, Warschau, Lublin und Radom. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 kam der Distrikt Lemberg als fünfte Einheit hinzu. Ein Jahr später unterhielt die deutsche Post im Generalgouvernement bereits 1.955 Postanstalten und 120 Kraftpostlinien. Nutzbare Ausstattungsgegenstände der polnischen Post wurden von staatlichen Kennzeichen »gesäubert« und mit neuen deutschen Emblemen weiterverwendet. Die rote Farbe der polnischen Post war dabei von Vorteil für die deutsche Verwaltung, da die Briefkästen und Postfahrzeuge seit 1934 auch in Deutschland rot gestrichen waren. Mit dem Vorrücken der sowjetischen Truppen nach Westen verlor die Deutsche Post Osten 1944 /45 nach und nach ihr Dienstgebiet.
Dreidimensionale postalische Sachzeugnisse der nationalsozialistischen Besatzungspolitik in Polen sind äußerst selten. Die allermeisten größeren Symbole wurden in den Kriegshandlungen zerstört beziehungsweise nach dem Sieg über die Deutschen als Zeichen der verhassten NS-Herrschaft vernichtet. Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation erwarb den Briefkasten im Jahr 2000 im Antikhandel in Berlin.
Zitiervorschlag
Briefkasten der Deutsche Post Osten aus dem Generalgouvernement Polen, 1939 - 1945; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2000.3361,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/5109075d-996b-4512-87a1-1f54ec63f733 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)