Herstellungsort
Werder (Havel), Brandenburg, Deutschland
Historische Ortsbezeichnung
Alt-Töplitz, Freistaat Preußen, Deutschland
Der Künstler Georg Tappert kam 1880 in Berlin zur Welt und starb 1957 in seiner Geburtsstadt. Von 1900 bis 1903 studierte er an der Karlsruher Akademie bei Hans Thoma. Ab 1905 arbeitete er als freier Maler und Grafiker in Berlin, zog jedoch 1906 für drei Jahre nach Worpswede. 1909 kehrte er nach Berlin zurück, wo er auf eine Professur an der Staatlichen Kunstschule berufen wurde. 1910 gründete er die »Neuen Sezession« unter Beteiligung der Maler der »Brücke«. Er arbeitete als Lehrer an der Königlichen Kunstschule in Berlin, erhielt jedoch 1933 Lehrverbot. 1937 wurde er endgültig entlassen und erhielt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Lehr- , Arbeits- und Ausstellungsverbot.
Tapperts Gemälde »Mond im Wald« zeigt eine menschenleere Landschaft mit Telegrafenleitungen. Ein asphaltierter Weg führt im Zentrum der Darstellung vom Betrachter leicht ansteigend ins Bild. Die Darstellung lebt von dem Umgang mit Farbe und ihrer Komposition, die von Vertikalen dominiert ist. Die vertikalen Elemente wie Baumgruppen, Wiesenstücke sowie die Telegrafenleitungen sind bildseitenparallel angeordnet. Mit dem orangeroten Mond am nächtlichen Himmel erhält die Landschaft einen fast surrealen Charakter. Farblich baut Tappert die Darstellung ganz aus verschiedenen Braun- und Grüntönen auf, die durch wenige Farbakzente wie das Gelb der Blüten und das Orange des Mondes wirkungsvoll belebt werden. Die summarische Malweise ist mal getupft, mal in kurzen Strichen ausgeführt. Weniger geht es um eine exakte Erfassung, denn um einen Gesamteindruck, der mittels Komposition und Farbigkeit entsteht. Die Telegrafenleitungen als ein dynamisches Kompositionselement verstärken den Tiefenzug des Weges und stellen eine optische Begrenzung des Weges innerhalb der Natur dar. Obwohl die Landschaft als Sujet bar jeder Kritik und politischen Stellungnahme zu sein scheint, lässt sich die Darstellung auch als Metapher für Isolation lesen. Das Bild entstand sechs Jahre nach Tapperts Entlassung als Professor an der Staatlichen Kunstschule und dem Lehrverbot. Danach wandte sich Tappert ausschließlich der Landschaftsmalerei zu. Dies gründete in der politischen Unverfänglichkeit des Themas. Zudem verfolgte Tappert bereits zuvor das Ziel, in der Landschaftsdarstellung zu einer eigenständigen künstlerischen Form zu finden. Seit 1934 hielt er sich mit seiner Malklasse in Alt-Toeplitz (Mark Brandenburg) westlich von Potsdam auf, wo bis 1937 eine Gruppe kleinformatiger Werke entstand, die sogenannten Alt-Toeplitzer Landschaften. Tappert kennzeichnete die Bilder, indem er sie, wie im vorliegenden Fall, auf der Rückseite mit dem Buchstabenkürzel »AT« sowie dazugehörigen Nummern bezeichnete.
Verbindendes Kriterium der Werke, von denen mehrere Nachtlandschaften zeigen, ist, wie in der vorliegenden Darstellung, ihre Menschenleere und Einsamkeit, verstärkt durch einfache Kompositionsstrukturen und reduzierte Farbigkeit.
Georg Tappert gehörte dem Kreis der deutschen Expressionisten an. Nach dem Studium der Malerei an der Karlsruher Akademie gründete er in Worpswede eine eigene Kunstschule und war mit dem Ehepaar Modersohn befreundet. Gemeinsam mit Max Pechstein begründete er die »Neue Secession Berlin« und stand in Kontakt mit den Künstlern der »Brücke« und des »Blauen Reiter«. Seine Arbeiten vor 1933 befassten sich mit Themen des Varieté, Zirkus sowie der Porträtmalerei.
Zitiervorschlag
Gemälde "Mond im Wald mit Telegraphenleitungen (Sommermond)", 1939; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.837,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/482cf546-f890-495d-92e5-97f408dee085 (zuletzt aktualisiert: 25.5.2025)