Hersteller
Kurfürstliche / Königliche Glashütte Potsdam (1679 - 1736)
Besitzer
Johann Casimir Kolbe Graf von Wartenberg (1643-1712)
Objektmaß Zylinder (d x h mm)
140 x 220 mm
Systematik
Kunstgewerbe/Gebrauchsgegenstand mit postalischem Motiv/Trinkglas
Schlagworte
Reichspostmuseum, Königlich preussische Post, Generalpostmeister, Preußen, Pokal
Der Glaspokal mit fehlendem Deckel und aufgeklebtem Portait trägt das Wappen des preußischen Premierministers und General-Erb-Postmeisters Johann Casimir Kolbe Reichsgraf von Wartenberg.
Kolbe kam 1688 nach Berlin und begann dort eine steile Karriere am preußischen Hof. Nach dem Sturz des Ersten Ministers Danckelman 1697 wurde Kolbe Minister und Chef der Generalökonomiedirektion. Mittels Intrigen entledigte er sich seiner Konkurrenten und verstand es, wichtige Hofstellen mit Handlangern zu besetzen. Mit der Krönung Friedrichs III. zum preußischen König 1701 stieg Kolbe zum unangreifbaren Favoriten des Königs auf. Er wurde Premierminister und häufte eine beispiellose Zahl von Ämtern auf, darunter ab 1700 das des Generalpostmeisters. Kolbe überzog den Hof mit einem System von Korruption und bereicherte sich maßlos. In nie dagewesenem Ausmaß wurden die Steuern erhöht bzw. immer neue Steuern erfunden, um Geld für die kostspielige Hofhaltung und die Launen Friedrichs I./III. zu generieren. 13 Jahre lang regierte Kolbe von Wartenberg zusammen mit Oberhofmarschall Graf Wittgenstein und Generalfeldmarschall Wartensleben, den »drei großen Wehs von Preußen«, bis er Anfang 1711 entlassen und nach Frankfurt am Main verbannt wurde.
Der Pokal stammt aus der Potsdamer Glashütte, mit der Kurfürst Friedrich Wilhelm den Hof mit luxuriösen Glaswaren versorgen wollte. Unter Leitung des aus Sachsen abgeworbenen Alchemisten Johann Kunckel führten die eingewanderten Hofglasschneider die Potsdamer Hütte zu einer wahren Blüte. Sie stellten feine Kristallgläser her, die mit den besten Hervorbringungen aus Italien und Böhmen mithalten konnten und sich durch Härte und durchscheinende Klarheit auszeichneten. Sie gehören zu den schönsten Beispielen der barocken Glaskunst.
Im Reichspostmuseum ist auf der Karteikarte XXVIII 193 vermerkt "Trinkglas mit Bildnis und Wappen des Joh. Casimir Kolbe, Reichsgrafen von Wartenberg, preußischen General-Erb-Postmeisters von 1700-1711, 1 Stück, Arbeit der Zechliner Hütte." letzteres ist allerdings nicht korrekt, da die Zechliner Hütte erst 1737 eröffnet wurde, als die Potsdamer Glashütte dorthin verlagert wurde.
Zitiervorschlag
Glaspokal des preußischen Generalerbpostmeisters Johann Casimir Kolbe Graf von Wartenberg, vor 1711; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.1787,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/45997583-366d-44e9-8ce7-ffb29de6c53b (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)