Hersteller
Ferdinand Schuchhardt Berliner Fernsprech- und Telegraphenwerk AG (1886 - 1929)
Verwender
Kaiserliche Reichspost (1871 - 1918)
Herstellungsort
Berlin
Verwendungsort
Deutschland
Material
Holz; Kunststoff; Metall/Messing
Farbe
messingfarben; braun
Objektmaß (b x h x t)
325 x 474 x 215 mm
Systematik
Telegrafie/Morsetelegrafie/Klopfer für Morsetelegrafie
Firmenlogo
"SF [??]73 // 3.5.12" (oben)
eingeprägt
"2 X300 Ohm // 2 X5600 // ô 0,15" (oben)
Der "Klopfer" ist in der Telegrafie ein Elektromagnet mit Anker, der wie ein Relais arbeitet und entsprechende Geräusche erzeugt, wenn er durch einen Stromimpuls betätigt wird und der Hammer auf den Amboss schabt: »Im hastigen Tick-Tack des Hebels klingen die kurzen Morsezeichen scharf und hell durch den Raum, die langen dumpf und schwer.«
Anfangs galt als großer Vorteil der Morsetelegrafie, dass mit den auf Papierstreifen aufgezeichneten Morsesignalen immer ein schriftlicher Beleg über die Übertragung existierte. Amerikanische Telegrafisten entdeckten aber bald, dass sie die Morsezeichen nach dem Gehör schneller und sicherer aufzeichnen konnten, da sich das Auge beim Ablesen der Morsezeichen eher irrt als das Ohr beim Hören der geklopften Zeichen.
Im Konkurrenzkampf der mit finanziellen Problemen kämpfenden verschiedenen Telegrafengesellschaften ging man in den USA daher schon in den 1850er Jahren zu den billiger zu beschaffenden und zu unterhaltenden Klopfern über. Dazu wurden die Klopfer-Apparate in einen als "Schallkammer" bezeichneten Kasten eingebaut, damit man den Schall besser richten konnte.
In Europa allerdings hielten die staatlichen Telegrafenverwaltungen noch über Jahrzehnte am Schreibempfang mit den Morseschreibern fest – zur Kontrolle schien eine schriftliche Aufzeichnung unerlässlich. Der steigende Telegrammverkehr zwang allerdings auch die Reichspost zur Rationalisierung. Vor allem galt es, die teuren und überlasteten Leitungen besser auszulasten. Daher ging man auf stark frequentierten Verbindungen im Jahre 1894 auch in Deutschland auf den Klopferbetrieb über. Während am Farbschreiber 250 bis 400 Worte pro Stunde möglich waren, lag der Durchschnitt am Klopfer lag bei etwa 600 Worten/Stunde.
In den »Klopfersälen« der großen Telegrafenämter standen nun die Arbeitsplätze mit den Schallkammern in langen Reihen nebeneinander. Die Klopferarbeitsplätze sind jeweils mit einer Sendetaste, einem Empfänger (Klopfer) und einem Galvanometer, das anzeigt, ob Strom in einer Telegraphenleitung vorhanden ist und in welcher Richtung er fließt, ausgerüstet.
Zitiervorschlag
Klopfer und Schallkammer für Morsetelegrafie, 1912; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2011.1067,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/451c7029-aca2-4839-9689-992e3e70c559 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)