Systematik
Datenkommunikation, Internet/Computer, Rechner, Datenverarbeitung/Rechner und Computer/Heimcomputer
Der Altair 8800 war einer der ersten PCs bzw. Heimcomputer überhaupt. 1974 wurde der Computer von Ed Roberts und seinem Unternehmen Micro Instrumentation and Telemetry Systems (MITS) entwickelt und ab 1975 für 495 US$ als Bausatz mittels Anzeigen in Popular Electronics, Radio-Electronics und anderen Zeitschriften für Hobbyelektroniker auf den Markt gebracht. Das fertig zusammengebaute Gerät kostete 750 US$. Der Altair 8800 gilt als Initialzündung für den Boom in der Büro- und Heimcomputerentwicklung der folgenden Jahre.
Das von Ed Roberts in einer Garage in Albuquerque gegründete Unternehmen Micro Instrumentation and Telemetry Systems, kurz MITS, vertrieb ursprünglich Bausätze für Funksender, Raketenmodelle und Taschenrechner. Als Intel 1972 den Microprozessor 8008 und zwei Jahre später den Intel 8080 auf den Markt brachte, gab es die ersten Computer-Bausätze: 1974 wurde der »Mark-8« in der Zeitschrift »Radio-Electronics« vorgestellt, bei dem es sich freilich nur um gedruckte Baupläne in Papierform handelte, für die man sich die Teile mühsam zusammenkaufen musste.
Als Reaktion darauf wollte die Konkurrenz von »Popular Electronics« als Erste einen kompletten Bausatz verkaufen und wandte sich an Roberts Firma. Roberts brachte Intel dazu, ihm 8080-CPUs, zu sehr günstigen 75 US$ zu verkaufen und konnte so den kompletten Bausatz für 397 US$ anbieten. Dieser Preis war für viele, die von einem eigenen Computer träumten, sehr interessant, denn bei Intel stand der 8080 allein mit 360 US$ in der Preisliste. Der Bausatz wurde im Januar 1975 in »Popular Electronics« vorgestellt. Roberts hatte ursprünglich mit 200 Bausätzen im ersten Jahr gerechnet, nun trafen bereits am ersten Tag 200 Bestellungen ein, die sich auf mehrere Tausend im ersten Monat vermehrten.
Der Altair 8800 verfügte nicht über die heute übliche Peripherie, nicht einmal über eine Tastatur. Auf der Frontseite des Metallblechgehäuses befanden sich LEDs zur Anzeige von Adress- und Datenleitungen, sowie Kippschalter zur bitweisen Programmierung. Die Nutzer mussten ihre selbst geschriebenen Maschinenprogramme wie an einer Maschinenkonsole per Schalter in den Rechner eingeben, da der Altair nur über sehr wenig RAM verfügte und weder Software noch Betriebssystem mitgeliefert wurde. Die Ausgaben wurden mithilfe einiger LEDs angezeigt.
Der Altair 8800 war auf austauschbaren Karten aufgebaut, die Hauptplatine war auf die bloße Verbindung zwischen den einzelnen Karten reduziert. Das Basismodell bestand aus fünf Platinen, darunter eine für die CPU (2 MHz Intel 8080) und eine für den Arbeitsspeicher (256 Byte, erweiterbar auf 1 KByte). Ab 1975 gab es als zusätzliche Karten Massenspeicher (Lochstreifen und Datasette), Ein-/Ausgabe-Geräte (u.a. ein RS232-Interface) und Speichererweiterungen bis 64 KByte. Das Gehäuse konnte bis zu 16 Erweiterungskarten (mit je 100 Pins) aufnehmen. Der Bus heißt anfangs "Altair Bus", wurde später als S-100 Bus bezeichnet, als er auch von der Konkurrenz übernommen und unter der Nummer IEEE 696 zum genormten Industriestandard wurde.
Bill Gates und Paul Allen entwickelten mit Altair BASIC eine Programmiersprache für den Rechner, die den Altair zu einem richtigen Computer machte, der in der Lage war, Probleme zu lösen. Die Computerfans waren begeistert. Ab 1975 verkaufte MITS auch Erweiterungsspeicher, Altair BASIC und ein 8" Diskettenlaufwerk für seinen Rechner. Nun war es möglich, ernsthafte Geschäftsanwendungen zu entwerfen und Dritthersteller begannen, Applikationen anzubieten.
Bereits Ende 1975 tauchte auf dem Markt die erste Konkurrenz in Form des IMSAI 8080 auf, der zusätzlich über eine Tastatur, Monitor und einen Floppy-Disk-Controller verfügte. 1976 waren schließlich eine Anzahl Bausätze erhältlich, die dem Altair technisch voraus waren. 1977 spielte MITS mit dem Altair auf dem Markt, den es selbst geschaffen hatte, keine große Rolle mehr.
Zitiervorschlag
Heimcomputer "Altair 8800", 1975; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2011.75,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/437788cb-78cd-43a4-81c6-01b01f84deaf (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)