Gemälde "Alpenpost auf der Stilfser-Jochstraße bei Trafoi"

Datierung

1892

Maler

Carl Bössenroth (1863 - 1935)

Geografischer Bezug

Trafoi, Südtirol

Herstellungsort

München

Farbe

blau; braun; weiß

Material

Farbe/Ölfarbe; Holz; Textil/Leinen

Technik

Ölmalerei

Bildmaß (b x h)

1700 x 1350 mm

Objektmaß (b x h x t)

1850 x 1520 mm

Systematik

Signatur

Objektart

Original

Inventar-Nr.

4.0.875

 

Der Landschafts- und Kriegsmarinemaler Carl Bössenroth wurde 1863 in Berlin geboren und starb 1935 ebenda. Er studierte an der Berliner Kunstakademie bei Eugen Bracht, später an der Münchener Kunstakademie.

In einer sonnendurchfluteten Gebirgslandschaft fährt an einem strahlenden Sommertag auf einer befestigten Passstraße, die nach vorne aus dem Bild führt, eine vierspännige Postkutsche mit zwei Schimmeln und zwei Braunen dem Betrachter entgegen. Es ist ein österreichischer Alpenpostwagen, der auf der Stilfser Jochstraße bei Trafoi Reisende befördert. Radspuren weisen auf den regen Verkehr auf dieser Straße hin. Die Komposition ist geprägt durch die Tiefenzüge der holprigen Straße und des reißenden Bachbetts, die zu dem schneebedeckten Gebirgsmassiv im Hintergrund hinführen. Die fluchtenden Linien werden durch diagonale Querriegel des aufsteigenden Geländes mit seinen Baumgruppen und den in der Sonne leuchtenden, bewachsenen Felsvorsprüngen gebrochen. Stürzende Linien, kippende Perspektiven bestimmen die Komposition, die malerische Erfassung flirrenden Lichts bestimmt die Darstellung. Inmitten dieses naturgewaltigen Panoramas hebt sich die Postkutsche mit dem unerschütterlich nach vorne blickenden Kutscher und den trabenden Kutschpferden von ihrer Umgebung ab. Dem Gebirge, Inbegriff der Naturgewalt, ist mit der Postkutsche ein Kontrapunkt gesetzt. Insofern ist hier neben der stimmungshaften Landschaftsschilderung auch das Ringen des Menschen mit der Natur versinnbildlicht.
1896 kommentierte ein Berliner Kunstkritiker anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Schulte die Malerei Bössenroths:
»Ein frisches Talent für die Landschaft, das noch durch keine Schulmeinung verdorben ist, lernten wir in dem Münchener C. Bößenroth kennen, der noch imstande ist, das Sonnenlicht auf der Leinwand einzufangen, ohne, wie die Münchener Naturalisten Hekatomben von Farbentuben zu opfern.«
Für diese, dem französischen Impressionismus nachempfundene Malerei steht auch das 1892 entstandene Gemälde. Das Berliner Reichspostmuseum erwarb das Werk 1894 für 1.000,- Mark vom Künstler, nachdem es 1893 auf der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt worden war.