Pius Ferdinand Messerschmitt (* 30. Mai 1858 in Bamberg; † 29. Oktober 1915 in Solln bei München) war ein deutscher Maler. Er gilt als einer der bedeutendsten fränkischen Maler des 19. Jahrhunderts. Messerschmitt entstammte einer alten Bamberger Rangschiffer- und Kaufmannsfamilie. Ersten Unterricht erhielt er noch während seiner Schulzeit bei Julius Kiesenwetter, einem Maler am Schmidtschen Porzellanmalinstitut in Bamberg. Nach seinem Schulabschluss an der Königlichen Gewerbeschule in Bamberg arbeitete er als Kaufmann in der väterlichen Großhandlung. Nebenher war er weiterhin künstlerisch tätig. Erste Zeitschriftenillustrationen erschienen bereits 1878. Ab 1880 studierte er an der Münchner Akademie der bildenden Künste, zunächst bei Gabriel von Hackl und Gyula Benczúr, ab 1882 bei Wilhelm Lindenschmit. 1894 heiratete er und bezog ein egenes Atelier in München. Messerschmitt, der Mitglied in zahlreichen Künstlervereinigungen war, war zu seiner Zeit ein erfolgreicher und geschätzter Maler. Er erhielt die Goldmedaille der Münchner Akademie für sein monumentales Historiengemälde "Wallensteins Lager" (1878/88). Zum Jahreswechsel 1887/88 errang er den zweiten Preis der Weihnachtsconcourrenz der Münchner Akademie für sein Gemälde "Die Heilige Elisabeth". 1905 wurde ihm die Silberne Staatsmedaille für sein Gemälde "Poststation" auf der Salzburger Kunstausstellung verliehen. 1912 wurde er zum Professor an der Münchener Akademie ernannt.
Das Gemälde zeigt den Posthof in der Alten Hofhaltung in Bamberg, ein Motiv, das Messerschmitt wiederholt aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt hat, so in einem weiteren Bild im Stadtmuseum Bamberg. Die Ansicht von Nordwest zeigt den Nordflügel mit Treppenaufgang und Erker. Davor im Hof der Posthalterei herrscht munteres Treiben mit Postkutschen, Pferden und Reisenden. Die Darstellung ist jedoch fiktiv, da es in der Alten Hofhaltung nie eine Poststation gab. Markant in ihrer gelben Farbe sticht die unbespannte bayerische Kutsche von der grauen gedeckten Farbe des Hauses ab. Ein Postbeamter lädt das Gepäck ab, während links ein Postillion in seiner Uniform und Soldaten mit ihren Pferden stehen. In die vorherrschende dezente Farbigkeit der Straße und des alten Fachwerkhauses in Grau, Braun und Grün setzt der Künstler durch das Gelb der Kutsche und die Farben der Kleidung in Weiß, Rot und Blau belebende Akzente. Dieses Farbzusammenspiel und die lockere Malweise erinnern an die Einflüsse der Münchener Schule, wo Messerschmitt bei Gyula Benczúr, Wilhelm Lindenschmit und Gabriel Hackl studierte. Die gedeckte Farbigkeit und der trockene Farbauftrag verweisen insbesondere auf Werke Lindenschmits. Messerschmitt bereitete seine Gemälde durch Skizzen vor.
Pius Ferdinand Messerschmitt war seit seiner Jugend von Fuhrwerken und Kutschen beeindruckt, in einer Zeit, in der die Eisenbahn die Postkutsche bereits zu verdrängen begann. So wurde 1857 die Strecke mit dem Postkutscheneilwagen über Bamberg – Burgwinden - Würzburg aufgehoben. Neben Marine- und Historienbildern malte er immer wieder Postkutschenszenen. Die Mehrzahl von Messerschmitts Sujets bilden Pferde- und Kutschenbilder als Aquarell, Zeichnung und Ölgemälde. Durch die Verbreitung seiner Werke in Kunstzeitschriften avancierte Messerschmitt zu einem sehr bekannten und bei einem bürgerlichen Publikum beliebten Maler. Seine Werke wurden häufiger reproduziert als die der zeitgenössischen Münchener Kutschenmaler Max Pitzner, Adolf Schmidt oder Rudolf Koller.
Zitiervorschlag
Gemälde "Im Posthof der Alten Hofhaltung in Bamberg um 1850", 1893; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.904,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/408d65d3-a897-4fd6-a959-ff985692442b (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)