Künstler
Christo Javacheff (Christo) (1935 - 2020)
Herstellungsort
New York City, New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
Material
New Yorker Münztelefon; Kunststoff/Polyäthylen; Metall; Textil/Stoff; Textil/Schnur
Objektmaß (b x h x t)
580 x 254 x 235 mm
Systematik
Kunst/Objekt, Installation
signiert und numeriert auf getrenntem Stofflabel, Exemplar 30/30
Christo (Christo Javacheff) wurde 1935 in der bulgarischen Kleinstadt Gabrovo geboren. Er studierte Malerei, Bildhauerei und Bühnenbildgestaltung von 1953 bis 1956 an der Akademie in Sofia. 1956 wanderte er nach Österreich aus, 1958 ging er weiter nach Paris und 1964 siedelte er nach New York über. Der Künstler lebt und arbeitet mit seiner Frau Jeanne-Claude in New York.
Christos weltweit in einer Auflage von 30 Exemplaren hergestelltes Multiple »Wrapped Payphone« entstand 1988 und zeigt ein verpacktes amerikanisches Münztelefon. Das Metallobjekt ist mit Stoff, Polyäthylen und Schnur verpackt. Die fest verschnürte Stoffhülle umfasst den Münzfernsprecher nicht vollständig: Auf der Vorderseite gibt eine konisch zulaufende, unten taschenförmige Öffnung den Blick auf das Gehäuse mit eingehängtem Hörer unter einer zweiten durchsichtigen Verpackungsschicht frei. Das formale Zusammenspiel der verschiedenen Materialien, der Faltenverläufe und der stofflichen Kontraste von Härte und Weichheit, Nähe und Distanz macht den optischen Reiz des Objektes aus, das dazu dient, die vordergründigen und selbstverständlich gewordenen Sichtweisen alltäglicher Dinge in Frage zu stellen. Christo steht insofern dem Nouveau Realisme nahe, als unauffällige Alltagsobjekte durch die künstlerische Bearbeitung verfremdet werden. Zunächst ging es ihm darum, den Blick für Triviales und Banales zu schärfen. Alltäglichen Dingen wird das normale Aussehen genommen, um Aufmerksamkeit auf amorphe Konturen und geheimnisvolle Andeutungen zu lenken. Am Anfang aller Großprojekte und Aktionen steht das Einzelobjekt: Zu Beginn der sechziger Jahre begann Christo mit dem Verpacken einzelner Gegenstände und setzte dies parallel zu seinen Großprojekten fort. Bei seinen Collagen und Reliefs verwandte er dasselbe Verpackungsmaterial wie bei seinen dreidimensionalen Objekten. Dem Prozess des Verhüllens kommt die Bedeutung einer Transformation zu, wobei die Realität des verpackten Gegenstandes immer sichtbar bleibt. Das vorliegende Multiple macht das Verwandlungsprinzip sichtbar, durch das sich die Frage von Fassbarkeit und Nicht-Fassbarkeit von Realität definiert. Das Thema des verpackten Münztelefons beschäftigte Christo in anderer Form bereits 1984 und nochmals 1994. Das Werk stellt eine hervorragende Ergänzung zu Christos beiden typischen Reliefbildern »Wrapped Phone« und »Wrapped Personal Computer« in der Kunstsammlung der Museumsstiftung dar, da es eine weitere wichtige Facette in Christos Schaffen verkörpert, die des dreidimensionalen Auflagenobjektes.
Zitiervorschlag
Multiple "Wrapped Payphone", 1988; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2002.30,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/3ce60f9a-9769-4478-a584-5e0eafba00ac (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)