Der Künstler wurde 1830 bei Königsberg geboren und starb 1888 in Düsseldorf. Er besuchte zunächst die Königsberger Akademie. 1847 wurde er Schüler von Carl Friedrich Lessing in Düsseldorf, später in Karlsruhe. Arthur Nikutowski zeigte seine Werke bei Kunstausstellungen in Köln, Berlin und München. 1865 kehrte er nach Düsseldorf zurück und wurde auf die Professur für anatomische Darstellung an der dortigen Akademie berufen.
Vier Schimmel ziehen einen gelb-schwarzen Postschlitten durch einen verschneiten Winterwald. Links und rechts sowie vor der Kutsche begleiten den warm in dicke Kleidung gehüllten Kutscher drei Reiter. Es sind drei berittene Soldaten, die die Kutsche durch den tiefen Wald eskortieren. In der Stille des Waldes zieht der auffliegende Vogel die angespannte Aufmerksamkeit des voranreitenden Soldaten auf sich. Vermutlich befördert die Kutsche neben Reisenden auch Geld und Wertsachen, da ein kostspieliger Begleitschutz nur in besonderen Fällen gewährt und sorgfältig geprüft wurde. Die Darstellung lebt ganz von der atmosphärischen Umsetzung der Winterlandschaft und der Tonigkeit in abgestuftem Weiß, das durch Akzente wie den rostroten und warmen Braunton der Pferde und die dunklen Gestalten der Reiter belebt wird. Helle Partien der schneebedeckten Wege bilden einen scharfen Kontrast zu den Konturen der Bäume. Schwefelgelb leuchtet der Himmel zwischen den schwarzen Ästen. Der Maler hat mit ganz feinen Pinselstrichen viele kleine Details der stimmungsvollen Winterlandschaft wiedergegeben. Im Bildvordergrund liegt ein entwurzelter Baum unter einer dicken Schneeschicht verborgen. Durch den Auftrag mehrerer dünner Farblasuren gelingt Nikutowski eine starke tiefenräumliche Wirkung, bei der einzelne Stämme des Waldes vom Winternebel verhüllt in der Ferne zu entschwinden scheinen. Der Betrachterstandpunkt ist entsprechend fern gewählt, und es entsteht der Eindruck, dass Mensch, Tier und Natur in dem Bild eine ganz besondere Beziehung zueinander eingehen. Nikutowski malte gerne Winterlandschaften, die er, wie im Fall des Gemäldes »Leichenzug« von 1877, auch unmittelbar mit dem Gedanken an Tod und Vergänglichkeit verband. Mit 28 Jahren malte er ein großformatiges Bild zum Thema »Rückzug des badischen Korps über die Beresina am 28. November 1812« (heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe). Für diese Darstellung eines bekannten historischen Themas aus der jüngeren europäischen Geschichte – das badische Korps war Teil der berühmten »Grande Armee« Napoleon Bonapartes und mit ihm nach der schweren Niederlage auf dem mühevollen Rückweg – wurde er von Kritikern sehr gelobt. Nikutowski nahm regelmäßig und erfolgreich mit künstlerischen Beiträgen, zumeist Alltagsszenen oder bedeutende militärische Ereignisse aus der Vergangenheit, an den Kunstausstellungen in Düsseldorf, Köln, Berlin und München teil und war ein höchst angesehener Genre- und Historienmaler seiner Zeit.
Das Gemälde wurde am 07.02.1939 von der Galerie W. A. Luz in Berlin zum Preis von 392,- RM angekauft und unter der Nummer 7071 im Inventarbuch des Reichspostmuseums verzeichnet. Luz handelte unter anderem auch mit zwangsversteigerter Kunst und kaufte Gemälde für den Sonderauftrag Linz, aber auch für Hitler, Göring und andere ranghohe Funktionäre des NS-Staates. Wegen dieser Herkunft ist die vor 1939 ungeklärte Provenienz noch aufzuklären. Bei einem Bombenangriff am 23.11.1943 brannte die Galerie aus. Dabei wurden auch die Unterlagen von Luz vernichtet. Daher gibt es hier zunächst keine Ansätze für weitere Recherchen, ob eine verfolgungsbedingte Entziehung dieses Werkes vorliegt.
Zitiervorschlag
Gemälde "Die Post im Walde", um 1860; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.257,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/36964433-28d2-4432-b082-4895a9bb1d22 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)