Maler
Gottfried Helnwein (*1948)
Herstellungsort
Burgbrohl, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Material
Farbe/Acrylfarbe; Farbe/Ölfarbe; Holz; Textil/Leinen
Technik
Ölmalerei; Acrylmalerei
Bildmaß (b x h)
1.350 x 1.000 mm (rechtes Bild, Kennedy)
Bildmaß (b x h)
1.800 x 1.000 mm (linkes Bild, Marylin)
Bildmaß (b x h)
3.150 x 1.000 mm (gesamt)
Systematik
Kunst/Malerei/Gemälde
Signatur
"HELNWEIN" (rechts unten)
Gottfried Helnwein wurde 1948 in Wien geboren. Von 1965 bis 1969 besuchte er die Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Anschließend studierte er bis 1973 Malerei an der Akademie der Künste in Wien bei Rudolf Hausner. Zurzeit lebt der Künstler in Burgbrohl.
Das Diptychon spielt auf die unglückliche Beziehung zwischen Marilyn Monroe und John F. Kennedy an, die im Wesentlichen per Telefon und Brief miteinander kommunizierten. Es drückt durch separate Darstellung auf zwei Tafeln und dennoch kompositorische Verbundenheit zugleich Trennung und Verbindung aus, unterstrichen durch den am Boden liegenden geöffneten Brief, den Marilyn vermutlich von John F. Kennedy erhielt. Helnweins Malerei steht in der Tradition des Fotorealismus. Obgleich er bestrebt ist, seine Kunst von jeglichem erkennbaren Duktus zu befreien, sind typische Stilmerkmale – wie monochrome Farbigkeit und nahansichtige Komposition – wahrzunehmen. Das Diptychon entstand in einer Zeit, in der Helnwein die monochrome Farbgebung in Blau bevorzugte, die den Gemälden eine jenseitige Kälte und zugleich esoterische Aura verleiht. Die Verbindung wirkt nicht zufällig, ist doch die jahrelange enge Verbindung Helnweins und Funktion als Werbeträger für die Scientology Sekte bekannt. Gleichwohl entstand das Werk in einer Zeit, in der diese Verbindung noch nicht eindeutig nachgewiesen war. Die Motive sind wie in vielen Werken Helnweins der Populärkultur entlehnt und verfremdet. Der Dualismus, der sich im Diptychon und in der Beziehung der Figuren zueinander ausdrückt, verweist auf Helnweins programmatisches Ziel, Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft deutlich zu machen und die Hinter- und Abgründe aufzuzeigen. Dies geschieht jedoch in der Umsetzung der künstlerischen Mittel nicht auf einer subtilen Ebene, sondern mit plakativer Deutlichkeit. Oft arbeitet Helnwein nach Fotos, die er kombiniert oder zu Serien zusammenfasst. Er digitalisiert Motive und überträgt sie mit Ink-Jet auf Leinwand. Auch Marilyn und Kennedy beruhen auf Fotografien und drücken den Gegensatz zwischen emotionaler Isolation und gesellschaftlicher Verpflichtung aus. Zugleich entstanden sie zu einer Zeit, als man über das Verhältnis und den Tod Marylin Monroes öffentlich kontrovers diskutierte. Zwei Jahre zuvor hatte der Privatdetektiv Milo Speriglio sich in seinem Buch »The Marilyn Conspiracy« mit den Umständen des Todes von Monroe auseinandergesetzt und diese in den Zusammenhang einer Verschwörung aus dem Kreis des Präsidenten gestellt.
Im Auftrag des Deutschen Postmuseums Frankfurt a. M. führte Helnwein des Weiteren eine unvollständig gebliebene Serie nach Fotografien aus, die »Pioniere des Telefons« zeigt.
Zitiervorschlag
Diptychon "Ohne Titel (Marilyn/Kennedy)", 1989; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.826,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/35b27a99-87b4-4eb9-a7cc-d0f4316ed992 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)