



Brief des Rheinhausener Postmeisters Hans Menzinger an Wolfgang Entenfues in Herrenstrunden bei Bergisch-Gladbach vom 9. Juli 1585 aus dem Frankfurter Brieffund von 1889
Datierung
09.07.1585
Absender
Johannes Menzinger (vor 1550 - nach 1588)
sonstiger Beteiligter
Thurn und Taxissche Post des Heiligen Römischen Reichs (1488 - 1806)
Geografischer Bezug
Oberhausen-Rheinhausen, Baden-Württemberg, Deutschland
Historische Ortsbezeichnung
Rheinhausen
Geografischer Bezug
Herrenstrunden bei Bergisch-Gladbach, Nordhrein-Westfalen, Deutschland
Material
Papier; Tinte
Systematik
Archivalien/Archiv MK Frankfurt
Transkription
Dem Ernuesten vnd furnemen wolfen
Entenfueß, der Commenturey Zu
Hernstrunden verwalter [et cetera] Mei=
nem vertrauten herrn vnd ge=
Liebt~[en] Brudern . / .
(grafische Verzierung)
10.
Hernstrunden
Ernuester furnemer sonders vertrauter Lieber Brud
Entenfueß, Neben erbietung meiner Yeder Zeit
ganz willige Dienst Zuuor, vbersende ich dir hiebei
ein Schreiben so mir der Postmaister von Brußl (= Brüssel)
gesandt, würst Zu empfahen wißen, Beneben
Kan ich dir nit verhalten waß sich fur ein
Laidiger fall mit unserm Alt vertrauten
Brudern und Schuel gesellen dem Hannß
Endrißen Anßhelmen ZuGetragen, Nem=
lich alß hernach volgt, hat Ihn der Printz
von Parma vngeforlich bei zwen Monat
herauf auß Niderlandt in Teutschlandt
gesandt Knecht Zu werben vmb etlich
Fendlin (= Fähnlein) wider Zu sterckhen, daß er
auch gethan vnd derselben bei 50. Zu
+ geworb~[en] 3. Zu 4. teglichs hir durch nach dem Leg
gelassen so nur ich gesehen + Nun hatt
er sich selbst aigner Person auch wider
hinunder Inns Leger begeben wöllen,
vnd alß er von Stutgart herober vff
Bretta (= Bretten) Kommen, hatt er daselbst
(• meins behalts •) bei der Cronen ge=
Zert, vnd auch einen Knecht seins hand=
werckhs ein hufschmidt von Derdingen
bürtig geworben, so Zuur auch ein Kriegs=
man vnd vor dieser Zeit vnder Feinem
gedachts hanß Endrißen Fendlin ge=
wesen, seind sie mit einand Zu vnfrid
wesen, vnd von Leder geZogen in wenendem
Polgen (? Folgen) hanß Endris den andern von
Derdingen erstochen, also das er hanß
Endris heut freitags daselbst Zu
Bretta fur recht gestelt, vnd genz=
lich Zu besorgen er neben dem Kopff
hinfallen muß, Gott geb Ime
vnd vnß allen waß vnß Zur
seel seligkait Nutz vnd dienstlich
ist, Dem ich vns Truelich Thue
beuelhen, De[di]t [et cetera] (= etc. = usw.) Rheinhausen
den. 9. Jully Ao (= Anno = im Jahre) [et cetera] [15]85.
… …….. : (?)
Mennzinger (= Menzinger)
(Unterschrift)
Dem ehrenfesten und vornehmen Wolf
Entenfueß, dem Komturei-Verwalter in
Herrenstrunden usw., mei-
nem vertrauten Herrn und ge-
liebten Freund.
(grafische Verzierung)
10.
Herrenstrunden
Ehrenfester vornehmer besonders vertrauter lieber Freund
Entenfueß. Außer meiner jederzeitigen Ehrerbietung
und ganzen Dienstbereitschaft zuvor, übersende ich Dir anbei
ein Schreiben, dass mir der Postmeister von Brüssel
sandte, welches Du zur Kenntnis nehmen wirst. Daneben
kann ich Dir nicht vorenthalten, was sich für ein
unangenehmer Vorfall mit unserem altvertrauten
Freund und Hilfslehrer, dem Hans
Endriß (= Andreas) Anshelm zugetragen hat. Bekanntlich,
wie weiter folgt, hat ihn der Prinz
von Parma ungefähr vor zwei Monaten
aus den Niederlanden nach Deutschland
gesandt, Landsknechte zu werben, um einige
Fähnlein wieder zu verstärken. Dass er [es]
*) geworben auch getan, und um die 50 *) hat. Die allein
habe ich selbst gesehen, hier zu 3 oder 4 täglich
zum Lager durch passieren. Nun hat
er sich selbst auch wieder
ins Lager hinunter begeben wollen.
Und als er von Stuttgart herauf nach
Bretten kam, hat er dort
(nach meiner Erinnerung) in der Krone ge-
gessen und auch ein geworbener Landsknecht,
von Beruf Hufschmidt, in Derdingen
geboren. Da zuvor auch ein
Krieger und davor nach genauer
Erinnerung Hans Endrißens Fähnlein
[dort] waren, sind sie miteinander in Streit
geraten, haben die Waffen gezogen und mit der üblichen
Folge erstach Hans Endriß den anderen aus
Derdringen. Deshalb wird Hans
Endriß am heutigen Freitag dort in
Bretten vor Gericht gestellt, und es ist
durchaus zu befürchten, dass er
geköpft werden wird. Gott gebe ihm
und uns allen, was uns zur
Seligkeit der Seele nötig und hilfreich
ist. Dem ich uns mit Treue
befehle.
Rheinhausen, den 9. Juli 1585
… …….. : (?)
Menzinger
(Unterschrift)
Entenfueß, der Commenturey Zu
Hernstrunden verwalter [et cetera] Mei=
nem vertrauten herrn vnd ge=
Liebt~[en] Brudern . / .
(grafische Verzierung)
10.
Hernstrunden
Ernuester furnemer sonders vertrauter Lieber Brud
Entenfueß, Neben erbietung meiner Yeder Zeit
ganz willige Dienst Zuuor, vbersende ich dir hiebei
ein Schreiben so mir der Postmaister von Brußl (= Brüssel)
gesandt, würst Zu empfahen wißen, Beneben
Kan ich dir nit verhalten waß sich fur ein
Laidiger fall mit unserm Alt vertrauten
Brudern und Schuel gesellen dem Hannß
Endrißen Anßhelmen ZuGetragen, Nem=
lich alß hernach volgt, hat Ihn der Printz
von Parma vngeforlich bei zwen Monat
herauf auß Niderlandt in Teutschlandt
gesandt Knecht Zu werben vmb etlich
Fendlin (= Fähnlein) wider Zu sterckhen, daß er
auch gethan vnd derselben bei 50. Zu
+ geworb~[en] 3. Zu 4. teglichs hir durch nach dem Leg
gelassen so nur ich gesehen + Nun hatt
er sich selbst aigner Person auch wider
hinunder Inns Leger begeben wöllen,
vnd alß er von Stutgart herober vff
Bretta (= Bretten) Kommen, hatt er daselbst
(• meins behalts •) bei der Cronen ge=
Zert, vnd auch einen Knecht seins hand=
werckhs ein hufschmidt von Derdingen
bürtig geworben, so Zuur auch ein Kriegs=
man vnd vor dieser Zeit vnder Feinem
gedachts hanß Endrißen Fendlin ge=
wesen, seind sie mit einand Zu vnfrid
wesen, vnd von Leder geZogen in wenendem
Polgen (? Folgen) hanß Endris den andern von
Derdingen erstochen, also das er hanß
Endris heut freitags daselbst Zu
Bretta fur recht gestelt, vnd genz=
lich Zu besorgen er neben dem Kopff
hinfallen muß, Gott geb Ime
vnd vnß allen waß vnß Zur
seel seligkait Nutz vnd dienstlich
ist, Dem ich vns Truelich Thue
beuelhen, De[di]t [et cetera] (= etc. = usw.) Rheinhausen
den. 9. Jully Ao (= Anno = im Jahre) [et cetera] [15]85.
… …….. : (?)
Mennzinger (= Menzinger)
(Unterschrift)
Dem ehrenfesten und vornehmen Wolf
Entenfueß, dem Komturei-Verwalter in
Herrenstrunden usw., mei-
nem vertrauten Herrn und ge-
liebten Freund.
(grafische Verzierung)
10.
Herrenstrunden
Ehrenfester vornehmer besonders vertrauter lieber Freund
Entenfueß. Außer meiner jederzeitigen Ehrerbietung
und ganzen Dienstbereitschaft zuvor, übersende ich Dir anbei
ein Schreiben, dass mir der Postmeister von Brüssel
sandte, welches Du zur Kenntnis nehmen wirst. Daneben
kann ich Dir nicht vorenthalten, was sich für ein
unangenehmer Vorfall mit unserem altvertrauten
Freund und Hilfslehrer, dem Hans
Endriß (= Andreas) Anshelm zugetragen hat. Bekanntlich,
wie weiter folgt, hat ihn der Prinz
von Parma ungefähr vor zwei Monaten
aus den Niederlanden nach Deutschland
gesandt, Landsknechte zu werben, um einige
Fähnlein wieder zu verstärken. Dass er [es]
*) geworben auch getan, und um die 50 *) hat. Die allein
habe ich selbst gesehen, hier zu 3 oder 4 täglich
zum Lager durch passieren. Nun hat
er sich selbst auch wieder
ins Lager hinunter begeben wollen.
Und als er von Stuttgart herauf nach
Bretten kam, hat er dort
(nach meiner Erinnerung) in der Krone ge-
gessen und auch ein geworbener Landsknecht,
von Beruf Hufschmidt, in Derdingen
geboren. Da zuvor auch ein
Krieger und davor nach genauer
Erinnerung Hans Endrißens Fähnlein
[dort] waren, sind sie miteinander in Streit
geraten, haben die Waffen gezogen und mit der üblichen
Folge erstach Hans Endriß den anderen aus
Derdringen. Deshalb wird Hans
Endriß am heutigen Freitag dort in
Bretten vor Gericht gestellt, und es ist
durchaus zu befürchten, dass er
geköpft werden wird. Gott gebe ihm
und uns allen, was uns zur
Seligkeit der Seele nötig und hilfreich
ist. Dem ich uns mit Treue
befehle.
Rheinhausen, den 9. Juli 1585
… …….. : (?)
Menzinger
(Unterschrift)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2017.233.14
Dieser Brief ist Bestandteil des "Frankfurter Brieffundes", einem Konvolut von 275 Briefen aus dem Jahre 1585, das 1889 beim Umzug des alten Frankfurter Stadtgerichtes entdeckt wurde. Die Briefe waren mit einem Postreiter der kaiserlichen, Thurn & Taxis'schen Post unterwegs von Italien nach Köln und Antwerpen, als sie diesem 1585 abgenommen und unter unklaren Umständen in das Frankfurt Stadtgericht gelangten, wo sie mehr als dreihundert Jahre unbachtet lagen. Der Frankfurter Brieffund bietet - wie auch deiser Brief - interessante Einblicke in die Kommunikation der frühen Neuzeit - wer schrieb sich Briefe und was wurde mitgeteilt?
Der Verfasser - Johannes Menzinger - war ursprünglich Offizial des kaiserlichen Postamtes zu Augsburg und wurde im November 1577 durch Seraphin von Taxis zum Postverwalter in Köln ernannt. Bereits im Februar 1578 wurde dann Jacob Henot sein Nachfolger, während Johann Menzinger als Postverwalter nach Rheinhausen versetzt wird, wo er mindestens bis 1588 verbleibt.
Wie dieser Anfang Juli geschriebene Brief zu den bereits im Mai in Italien abgeschickten Briefen gelangte, ist unklar. Die Post von Mailand erreichte Rheinhausen in weniger als vierzehn Tagen. Möglicherweise haben die streikenden Posthalter die italienischen Briefe aufgehalten.
Menzinger berichtet seinem Freund Entenfues über das Schicksal eines Schulkameraden. Dieser war als Werber unterwegs, um Soldaten für die spanische Armee in den Niederlanden zu rekrutieren. In einer Wirtshausschlägerei ersticht er einen Hufschmied. In Bretten wird ihm der Prozess gemacht, in dem er mit der Todesstrafe rechnen muss.
Der Verfasser - Johannes Menzinger - war ursprünglich Offizial des kaiserlichen Postamtes zu Augsburg und wurde im November 1577 durch Seraphin von Taxis zum Postverwalter in Köln ernannt. Bereits im Februar 1578 wurde dann Jacob Henot sein Nachfolger, während Johann Menzinger als Postverwalter nach Rheinhausen versetzt wird, wo er mindestens bis 1588 verbleibt.
Wie dieser Anfang Juli geschriebene Brief zu den bereits im Mai in Italien abgeschickten Briefen gelangte, ist unklar. Die Post von Mailand erreichte Rheinhausen in weniger als vierzehn Tagen. Möglicherweise haben die streikenden Posthalter die italienischen Briefe aufgehalten.
Menzinger berichtet seinem Freund Entenfues über das Schicksal eines Schulkameraden. Dieser war als Werber unterwegs, um Soldaten für die spanische Armee in den Niederlanden zu rekrutieren. In einer Wirtshausschlägerei ersticht er einen Hufschmied. In Bretten wird ihm der Prozess gemacht, in dem er mit der Todesstrafe rechnen muss.
Zitiervorschlag
Brief des Rheinhausener Postmeisters Hans Menzinger an Wolfgang Entenfues in Herrenstrunden bei Bergisch-Gladbach vom 9. Juli 1585 aus dem Frankfurter Brieffund von 1889, 09.07.1585; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2017.233.14,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/31a0cb9e-7212-4483-aed8-c76ebb19faa9 (zuletzt aktualisiert: 30.3.2025)