Stangenreiterstiefel eines Postillions mit Sporen

Datierung

vor 1800

Hersteller

unbekannt

Geografischer Bezug

Deutschland

Material

Leder; Metall

Farbe

schwarz

Objektmaß (b x h x t)

200 x 550 x 380 mm

Gewicht

3,24 kg

Systematik

eingeprägt

Objektart

Original

Inventar-Nr.

4.0.4084

Schlagworte

Reitpost, Stiefel, Arbeitsschutz

 

Sehr wuchtiger Stangenreiterstiefel aus dickem, hartem Leder, mit teerartiger Farbe überzogen; an der Oberseite vor dem Knie Stulpen aus etwas weicherem Leder; oben vorn in der Mitte ein Loch; Spore mit gezacktem Rädchen im Stiefel integriert und in der Knöchelverstärkung befestigt.

Die oft als Stangenreiterstiefel bezeichneten Postillionsstiefel würde man heute dem Bereich der Arbeitsschutzkleidung zuordnen. Das klobige Stiefelungetüm wurde von Postillionen getragen, die das Gespann der Postkutsche vom Sattel eines der beiden vorne angeschirrten Pferdes aus lenkte Das Bein auf der Innenseite musste vor den ständigen Schlägen der Deichsel - auch Stange genannt - geschützt werden.
Daher war auch kein Paar Stiefel notwendig, sondern Stangenreiterstiefel konnten einzeln getragen werden. Zum Laufen waren die Riesenstiefel völlig ungeeignet. Deshalb führte der Postillion noch ein Paar leichte Stiefel mit sich und zog die Stangenreiterstiefel aus, sobald er abgestiegen war.
Literatur über diese Art Stiefel ist nur spärlich vorhanden, so dass eine Datierung nur schwer möglich ist. Wahrscheinlich entwickelten sie sich von noch relativ leichten Stiefeln aufgrund immer höherer Anforderungen ab dem 17. Jahrhundert zu diesem, seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts gebräuchlichen Modell, das Zeugnis gibt von der Gefährlichkeit und den Strapazen eines vermeintlich so romantischen Berufes.