Hersteller
Radio Nova AG M. Baumgart (1923 - 1925)
Verwender
Deutsche Reichspost, Telegraphentechnisches Reichsamt (TRA) (1920 - 1928)
Herstellungsort
Halle (Saale), Sachsen-Anhalt, Deutschland
Material
Holz; Metall; Kunststoff
Objektmaß (b x h x t)
245 x 263 x 100 mm
Systematik
Messgeräte/Uhren, Zeitmesser/Zeitempfangsgeräte, Funkuhren
Rundfunk, Tonaufzeichnung/Radioempfänger/Röhrenempfänger
beschriftet
"Zeitsignal-Empfänger // D.R.P. // Mitteleuropäische Zeit" (Vorderseite, oben)
beschriftet
"Eiffelturm // 11.45 - 11.49 Vormittags und Nachts // Lambda = 2600m" (Vorderseite, unten links)
beschriftet
"Nauen // 12.57 - 1.00 Vormittags und Nachts // Lambda = 3100m" (Vorderseite, unten rechts)
Die Zeitmessung ist nicht nur eine Frage der Ganggenauigkeit von Uhren, sondern auch die Frage der Festlegung eines »Zeit-Nullpunktes«. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts reichte es aus, die jeweilige lokale Zeit mit Hilfe des Sonnenstandes zu bestimmen. Als jedoch die Verkehrsmittel immer schneller wurden, musste man zu landesweit einheitliche Zeitzonen übergehen, in denen jeweils eine einheitliche Zeit herrscht.
Um alle Uhren auf eine einheitliche Zeit zu stellen, werden die Zeitsignale an einem bestimmten Ort erzeugt und müssen dann innerhalb der betreffenden Zeitzone verbreitet werden, was anfangs etwa über Telegrafenleitungen erfolgte. Um diese Zeitverteilung für Behörden, Eisenbahnen und Uhrmacher zu vereinfachen, wurden ab 1904 Zeitsignale auch ausgestrahlt.
Die ersten Zeitsignale über Funk wurden für die Schifffahrt ausgestrahlt, denn für sie war die Überprüfung und Einstellung der Schiffschronometer zur Bestimmung des Längengrades ihrer Position besonders wichtig. Zeitsignale wurden gesendet ab 1903 von der United States Navy, in Boston, ab 1907 aus der Camperdown Signal Station in Halifax, ab 1910 vom Eiffelturm in Paris und ebenfalls ab 1910 von Radio Norddeich.
Von 1917 an übernahm die Großfunkstelle Nauen die Aussendung des Signals, die Auslösung erfolgte zunächst von der Sternwarte Bergedorf aus, später von der Deutschen Seewarte in Hamburg. Die Auslöseuhren in Hamburg lieferten ein derart genaues Signal, dass die tägliche Korrektur durch astronomische Präzisionsuhren nur wenige hundertstel Sekunden betrug. Als Empfänger für das Nauener Signal wurden Geräte vertrieben, die fest auf 3100 m Wellenlänge eingestellt waren. Hierzu waren Einzelgenehmigungen von der Reichspost erforderlich.
Die ausgestrahlten Zeitsignale erleichterten die Einstellung der Uhren erheblich und waren vor allem für Behörden, die Eisenbahn oder Uhrmacher interessant.
Bei diesem Zeitsignalempfänger muss die Frequenz der Sender, die das Zeitsignal abstrahlen, nicht von Hand eingestellt werden. Da das signal nur jeweils sehr kurz ist, ist es auch schwer möglich, den Sender jeweils immer zu suchen und auf einer Radioskala einzustellen. Daher sind die Frequenzen der Zeitsignalsender in Nauen und auf dem Eiffelturm fest eingestellt. Mit einem Umschalter kann über zwei Festkondensatoren entweder die Zeitzeichen des Eiffelturms (Welle 2600 m) oder aus Nauen (Welle 3100 m) empfangen werden.
Zitiervorschlag
Zeitsignalempfänger für das Zeitsignal der Sender Paris und Nauen, 1924; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.23292,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/2dfc4022-9fe1-43ff-b0d2-8c2a4ba9c73f (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)