sonstige Datierung
10.9.1978 (Brief selbst datiert)
Absender, fingiert
unbekannt
Geografischer Bezug
Taubenheim an der Spree, Sachsen, Deutschland
Historische Ortsbezeichnung
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
Geografischer Bezug
Ratingen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Farbe
hellblau; schwarz; blau
Objektmaß (b x h x t)
175 x 100 x 2 mm (Briefumschlag)
Blattmaß (b x h)
146 x 210 mm (Briefbogen)
Systematik
Philatelie/Briefe
Stempel
"COTTBUS // 75 // by // CHOSEBUZ // 11.9.78 (-)11" (Kreisstempel mit Stegsegment unten) (Vorderseite, rechts oben)
Signatur
"12" (schwarz in Kugelschreiber) (Vorderseite, mitte rechts)
Inventar-Nr.
3.2011.423.1
Familie S. aus der Lausitz bemühte sich seit Mitte der siebziger Jahre um eine Ausreise in die Bundesrepublik. Die gestellten Anträge wurden abgelehnt oder nicht zur Kenntnis genommen, sodass sich die Ausreisewilligen 1977 in einem Brief an den Generalsekretär der SED, Erich Honecker, persönlich wandten. Auch dies führte nicht zum Erfolg. Schließlich bemühte sich die Patentante von Christian S., Charlotte A. aus Ratingen, der Familie S. die Ausreise aus der DDR zu ermöglichen. Dokumentiert werden diese Bemühungen durch den Briefwechsel, den Christian S. von Juni 1977 bis Dezember 1980 mit seiner Patentante geführt hat. In den Briefen äußerte Christian S. nicht nur seinen Wunsch nach Freiheit, sondern er schilderte auch offen seinen Unmut über die DDR. Mit deutlichen Worten übte er Kritik am DDR-Staat und dessen Verstoß gegen die Menschenrechtskonventionen. Er schrieb dies trotz des Wissens um die Postkontrolle, die er teilweise sogar explizit thematisierte. Nachdem zwei wichtige Briefe nicht angekommen waren, versuchten Christian S. und Charlotte A. das Risiko der Postkontrolle zu reduzieren, indem sie fast nur noch per Einschreiben korrespondierten. Hoffnung setzte Christian S. auf die Unterstützung von Westpolitikern, wie die des damaligen Parteivorsitzenden der CDU, Helmut Kohl. Schließlich konnte Familie S. nach behördlicher Genehmigung am 22.3.1979 die DDR verlassen. Nach erfolgreicher Übersiedlung in die Bundesrepublik sind noch bis Ende 1980 einige Briefe an die Patentante geschrieben worden.
Damit die in den Westen versendeten Briefe den Adressaten möglichst lückenlos erreichen, mussten die Versender auch erfinderisch sein, d.h. der DDR-Postkontrolle namentlich nicht mehr aufzufallen, wie hier durch einen veränderten Absender.
Der Fahnenstempel mit geraden Strichen war typbedingt, da die DDR mit einem russischen Gerätefabrik stempelte.
Zitiervorschlag
Post von drüben, Brief an Charlotte Ackermann von "J. Müller" (Fingierter Absender), mit Freimarke Deutsche Demokratische Republik (Deutschland) MiNr. 1821, 11.9.1978; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2011.423.1,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/2b02dd0d-137f-4cad-a73f-6eb7b3aed680 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)