Der 1865 in Koblenz geborene und 1951 in Unteruhldingen am Bodensee gestorbene Otto Johann Ferdinand Antoine arbeitete hauptberuflich bei der Reichspost. Als Künstler war er zunächst Autodidakt und studierte später nebenberuflich an der Berliner Kunstakademie bei Franz Skarbina und Walter Leistikow.
Neben Darstellungen aus dem Betriebsalltag der Post machte sich Antoine schwerpunktmäßig durch Bilder von der Stadt Berlin einen Namen. Ende 1950 fand im Amt für Kunst im Haus am Waldsee eine Ausstellung Otto Antoines ausschließlich mit Bildern Berlins statt. Das Gemälde »Flugplatz Berlin« zeugt von Antoines Faszination für moderner Technik und verbindet eine historische Ansicht Berlins mit dem postgeschichtlichen Aspekt der Frachtpost, ein innerhalb seines umfangreichen Oeuvres seltenes Thema.
Auf dem Landeplatz des Flughafens Berlin Tempelhof parken verschiedene Verkehrsflugzeuge - zwei Junkers-Maschinen der Fluglinie Lufthansa, von denen Antoine im Anschnitt zwei zeigt. Der Blick geht von der Gruppe mit dem Piloten und den beiden Lufthansa-Angestellten über das erste Flugzeug hin zur Szene der Postverladung. Man erkennt zwei Arbeiter bei den Transportwägen und Beiwagen mit Frachtgut. Hinter einem Sendemast, der die Szene seitlich einfasst, ist im Hintergrund das Flughafengebäude mit den roten Lettern der Stadt Berlin zu erkennen.
Typisch für Antoine ist die fleckige, tupfende Malweise, die angeschnittene und dennoch ausgewogene Komposition sowie die Wahl gedeckter Farben, die durch einzelne Töne in Rot oder Blau belebt werden.
Die Fluglinie Lufthansa spielte im Frachtverkehr zu dieser Zeit eine bedeutende Rolle. Das Jahr vor der Entstehung des Gemäldes bildete einen Markstein in der Entwicklung des Luftpostverkehrs. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Lufthansa beschloss das Reichspostministerium die Einrichtung eigener Postlinien, der sogenannten »Reichspostflüge«. Dies hatte zur Folge, dass man Nachtstrecken einrichtete, die auf den alleinigen Transpost von Post zugeschnitten waren.
Im selben Jahr startete im Flughafen Berlin Tempelhof zum ersten Mal ein Flugzeug mit der Aufschrift »Deutsche Reichspost« den ersten Transportflug nach London auf der Strecke von Hannover, Essen, Mülheim und Köln. Die Nachtverbindung zwischen Berlin und London führte dazu, dass abends eingelieferte Sendungen bereits am nächsten Mittag ihren Empfänger erreichten. Im Entstehungsjahr des Gemäldes unterhielt die Deutsche Lufthansa im Auftrag der Reichspost die drei Linien Berlin-London, Berlin-Konstantinopel und Stralsund-Stockholm.
Die Flugdauer zwischen München und Mailand wurde auf drei Stunden verkürzt und die internationale Vernetzung schritt voran, indem zwischen dem chinesischen Verkehrsministerium und der Deutschen Lufthansa ein Abkommen über die Einrichtung einer Luftlinie zwischen China und Deutschland geschlossen wurde. Möglicherweise entstand das Gemälde im Zusammenhang mit diesen ganzen Entwicklungen im Auftrag des Reichspostministeriums.
Zitiervorschlag
Gemälde "Flugplatz Berlin-Tempelhof mit Lufthansa-Junkers und Postverladung", 1930; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.2000.108,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/1f88f391-090f-42fa-96d4-f8fc1855e1e8 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)