Der Tier-, Genre-, Landschaftsmaler und Pferdezeichner wurde 1827 in Dresden geboren und starb 1880 in München. Er studierte an der Kunstakademie Dresden bei Ludwig Richter und ab 1852 bei Joseph Karl Stieler und Johann Adam Klein in München. 1862 hielt Adolf Schmidt sich in Paris, Belgien und Holland auf, 1864/5 in Rom und Sizilien. Das Bürgerrecht in München erwarb er 1876.
Schmidt schildert eine Szene im Dörfchen Partenkirchen, zu einer Zeit, als die Post noch Reisende beförderte. Die mit Gepäck beladene Kutsche hat mitten in Partenkirchen auf dem Weg angehalten, der nach vorn aus dem Bild hinausführt. Reisende steigen aus oder warten, bis sie zusteigen können. Während vorne der Kutscher mit Zylinder einer Dame aus dem Wagen hilft, folgen dahinter ein Franziskanermönch mit Korb sowie ein Landstreicher. Ein kleiner Junge in Uniform wartet geduldig mit Schirm und Reisetasche. Am hinteren Wagenteil diskutieren ein Wirt mit Schürze und ein Mann, der zum Kutschfenster hinausblickt, während rechts ein Dörfler zu einem Mann hinaufgestikuliert, der Pfeife rauchend auf der Veranda seines Hauses steht. Geistliche und weltliche Stände, verschiedene Gesellschaftsschichten vereinen sich in dieser kleinen Genreszene. Partenkirchen lag seit der Römerzeit an einem wichtigen Verkehrsweg zwischen Italien und Süddeutschland. Seit 1746 wurde auf dieser Straße ein Postkurs von Augsburg nach Innsbruck eingerichtet. 1764 folgte zwischen Landsberg und Mittenwald eine fahrende Post zur Personenbeförderung. 25 Stunden dauerte 1828 noch die Fahrt der Eilpost zwischen Augsburg und Innsbruck. Nach 1866 verkehrten auf der Linie in Partenkirchen Postwagen in Omnibusform, die die Passagiere von der Rückseite her besteigen mussten.
Dargestellt ist die Ludwigstraße im nördlichen Teil Partenkirchens. Im Hintergrund ist das Wettersteingebirge und der Turm der alten, 1865 beim Marktbrand zerstörten Pfarrkirche zu sehen. Damit ist ein Terminus ante quem zur Datierung gegeben. Typisch für Adolf Schmidt ist die Verbindung fiktiver und realer topographischer Motive.
Obwohl Schüler von Ludwig Richter in München, folgte Schmidt thematisch und stilistisch eher Werken Heinrich Bürkels. Wie dieser hielt er Situationen aus dem ländlichen Alltag fest. Motivisch kehren Pferdedarstellungen, Gespanne, Kutschen und Schlitten wieder, die in aktionsreiche Szenen eingebunden sind. Die Münchener Malerschule, der Adolf Schmidt zuzurechnen ist, orientierte sich ebenso an der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, Werken von Künstlern wie Philip Wowerman oder David Teniers wie an der naturalistischen Schule von Barbizon. Die Gattungsgrenzen zwischen Landschaft und Genre sind dabei fließend. Zentrales Thema ist mit patriotisch-folkloristischen Charakter das Leben der Landbevölkerung. Wie etwa in anderen Werken Schmidts wird das Tier als Mittler zwischen Mensch und Natur gesehen. Humoristische Elemente äußerten sich in der Szenenwahl und -darstellung und dienten der Unterhaltung und dem Publikumsgeschmack. Auch die kleinen Formate kamen dem Geschmack einer eher bürgerlichen Käuferschicht entgegen.
Zitiervorschlag
Gemälde "Ankunft der Postkutsche in Partenkirchen", um 1865; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.878,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/1aa62eaa-c32b-4d4c-9723-a5b4c40579fc (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)