Dieses Funkgerät gehört zu einer Gruppe von Geräten, mit denen Mitte der 2000er Jahre die Einführung des »Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben« getestet wurde. Dieser digitale Bündelfunk basiert auf dem TETRA-Standard (Terrestrial Trunked Radio) und ist ein universelles Sprach- und Datenfunksystem für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) - also für Polizei, Bundespolizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Katastrophenschutz, THW, Verfassungsschutz, Spezialeinheiten und Ordnungsämter.
Hauptproblem des analogen BOS-Funk war die mangelnde Abhörsicherheit – mit einem breitbandigen Funkempfänger /Scanner) konnte jeder den Polizeifunk mithören. Zudem gelangte im Laufe der 1990er Jahre der analoge BOS-Funk an seine Kapazitätsgrenzen, als über die Sprachfrequenzen zunehmend Routinemeldungen, Statusinformationen und Koordinaten in Form digitaler Nachrichten gesendet wurden. Um diese Engpässe zu beseitigen, sollte ein völlig neues System ein Mobilfunknetz für Behörden schaffen, dass die Funktionen eines Funkgerätes und Telefons in sich vereinigt. Das neue Netz sollte nicht mehr regional strukturiert sein, alle Behörden umfassen und die einzelnen Netze für jede Organisation ablösen.
Die Einführung des digitalen BOS galt allgemein als Debakel, denn die Einführung des Systems verzögerte sich um mehr als zehn Jahre, während gleichzeitig die Kosten auf über zehn Milliarden Euro explodierten. Grund waren unklare Spezifikationen, die Föderale Struktur der Länderpolizeien mit unterschiedlichen Anforderungen, zahlreiche Sonderwünsch und technische Probleme.
Beim Tetra-Standard wird nur der per Funk übertragene Teil der Kommunikation verschlüsselt. Diese Luftschnittstellenverschlüsselung für den hochfrequenten Teil der Sprach- und Datenübertragung erfolgt mit dem Tetra Encryption Algorithm (TEA); im deutschen BOS-Digitalfunknetz kommt die Version TEA2 mittels statischer Schlüssel (Static Cipher Key, SCK) zur Anwendung.
Um ein Abhören der Kommunikation im Festnetz zu unterbinden, werden alle Gespräche im Digitalfunknetz Ende-zu-Ende-verschlüsselt übertragen. Leitstellenseitig ist das Digitalfunk-Gateway ("Kryptoserver") mit Mehrkanal-Kryptokomponente (MKK) das Endgerät im Sinne der Verschlüsselung. Die zur Kommunikation notwendigen Schlüssel werden von der Kryptovariablen-Managementstation (KVMS) bereitgestellt, einem gesonderten Rechner in räumlicher Nähe des Kryptoservers, der über eine ISDN-Wählverbindung aktuelle Schlüssel beim Trustcenter (TC) des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) herunterladen kann.
Der Schlüssel für das Endgerät ist auf der BSI-Sicherheitskarte gespeichert. Durch diese TSI ist eine eindeutige Identifikation jedes Endgerätes möglich. Ein Ändern der TSI des Funkgeräts ist nicht möglich, da diese fest im Gerät gespeichert ist. Gestohlene oder abhanden gekommene Geräte sind daher für unbefugte Benutzer wertlos. Mit einer ungültigen oder gesperrten TSI ist kein Zugriff auf das Tetra-Netz möglich.
Zitiervorschlag
Digitales Bündelfunkgerät "EADS THR880i" für Polizei und Behörden, 2006; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2019.807,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/17b6e44a-e8db-4c54-be77-f3e569a9163a (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)