Gemälde "Postamt des Thanatos"
Datierung
1984
Maler
Karl Schaper (1920 - 2008)
Herstellungsort
Apelnstedt (Sickte), Niedersachsen, Deutschland
Farbe
mehrfarbig
Material
Farbe/Ölfarbe; Holz; Textil/Leinen
Technik
Ölmalerei
Bildmaß (b x h)
995 x 2000 mm
Bildmaß (b x h)
995 x 2000 mm
Bildmaß (b x h)
995 x 2000 mm
Systematik
Kunst/Malerei/Gemälde
Beschriftung
nicht zustellbar (groß über alle drei Teile hinweg)
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.0.868
Karl Schaper (* 10. April 1920 in Berel bei Salzgitter, † 6. März 2008 in Apelnstedt) war als Maler, Bildhauer, Grafiker und Konzeptkünstler einer der bedeutendsten Vertreter der Abstrakten Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.
1945 bis 1953 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Mataré und in Paris bei Fernand Léger. Schaper hatte während des Zweiten Weltkriegs ein traumatisches Kriegserlebnis, das er immer wieder in seiner Kunst verarbeitet. Karl Schaper war vor allem bekannt durch seine imaginäre Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen auf überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefen. Schapers Kunst ist gesellschaftskritisch, seine künstlerischen Themen zeigen sich politisch engagiert. Karl Schaper lebte viele Jahre in Apelnstedt (Gemeinde Sickte) bei Wolfenbüttel, wo er 2008 auch starb.
Drei Tafeln formieren sich in dieser Arbeit zu einem Triptychon, jeweils gestapelte Postsäcke mit Aufschriften und Feldpostbriefe füllen die Tafeln vollkommen aus, reichen scheinbar über die Bildränder hinaus. Über die drei Tafeln reicht quer ein Schriftzug »nicht zustellbar«. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Briefe an Verschollene, Verfemte und Katastrophenopfer gerichtet sind bzw. von Verstorbenen aus verschiedenen Epochen der Geschichte von der Antike bis ins 20. Jahrhundert stammen. Darunter sind Absender wie Anne Frank, Karl Liebknecht, Marat oder Jeanne d´ Arc. Die Säcke tragen Aufnäher mit den Verweisen wie: »Todesanzeigen«, »die Namen von Konzentrationslagern«, »Häftlingspost«, »Verlustlisten der deutschen Armee aus dem ersten Weltkrieg«, »Brief der ertrunkenen Galeerensklaven der Seeschlacht bei Actium an Marc Antonius«. So entsteht ein Mosaik all jener, die kein Gehör fanden oder zurückgewiesen wurden. Der Titel stellt den Bezug dazu her: Thanatos war der Totengott der griechischen Mythologie. Die Altarform des Triptychons weist es als modernes Mahnmal aus. Das Triptychon nimmt konkret Bezug auf die gleichnamige Installation aus demselben Jahr, die aus 14 Postsäcken, 4 Leitern und 27 Holzpostkarten bestand und die Dreiteilung mit Leitern als Zwischenwänden herstellte.
Karl Schaper selbst äußerte zu dem Werk: »Das Postamt des Thanatos versteht sich als leise, aber dennoch eindringliche Mahnung an die Heutigen, als Mahnung an die Lähmung und Verhärtung menschlicher Schicksale durch die Schizophrenie des kriegerischen Mahlwerks.« Die Arbeit reflektiert drei wichtige Themenbereiche im Schaffen Schapers, die biografisch begründet sind: Die Auseinandersetzung mit der Antike, die Folgen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, den Schaper selbst miterleben musste, verflochten mit aktuellen Ereignissen der Geschichte. Durch die kompositionelle Anordnung entstehen ironische Bezüge. Schaper beschränkt seine Palette auf Farbtöne in Rosé, Blau, Grün und integriert die weiß belassene Leinwand in den Gestaltungsprozess, sodass sich das offizielle Schwarz-Rot-Gold der Postsäcke optisch abhebt. Die malerische Auffassung ist summarisch und flächenhaft, sodass die Botschaften in den verschieden großen Aufschriften und epigrammatischen Aufnähern im Zusammenspiel mit Linien und Flächen eine Art Schrift-Linienkomposition ergeben, die zugleich die Fülle der vergeblich geschriebenen Schriftstücke dokumentiert.
Seit 1973 befasst sich der Künstler in seinen Werken mit dem Verhältnis von Bild und Schrift, das historische, kommentierende oder chronistische Funktionen erfüllt.
1945 bis 1953 studierte er an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Mataré und in Paris bei Fernand Léger. Schaper hatte während des Zweiten Weltkriegs ein traumatisches Kriegserlebnis, das er immer wieder in seiner Kunst verarbeitet. Karl Schaper war vor allem bekannt durch seine imaginäre Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen auf überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefen. Schapers Kunst ist gesellschaftskritisch, seine künstlerischen Themen zeigen sich politisch engagiert. Karl Schaper lebte viele Jahre in Apelnstedt (Gemeinde Sickte) bei Wolfenbüttel, wo er 2008 auch starb.
Drei Tafeln formieren sich in dieser Arbeit zu einem Triptychon, jeweils gestapelte Postsäcke mit Aufschriften und Feldpostbriefe füllen die Tafeln vollkommen aus, reichen scheinbar über die Bildränder hinaus. Über die drei Tafeln reicht quer ein Schriftzug »nicht zustellbar«. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Briefe an Verschollene, Verfemte und Katastrophenopfer gerichtet sind bzw. von Verstorbenen aus verschiedenen Epochen der Geschichte von der Antike bis ins 20. Jahrhundert stammen. Darunter sind Absender wie Anne Frank, Karl Liebknecht, Marat oder Jeanne d´ Arc. Die Säcke tragen Aufnäher mit den Verweisen wie: »Todesanzeigen«, »die Namen von Konzentrationslagern«, »Häftlingspost«, »Verlustlisten der deutschen Armee aus dem ersten Weltkrieg«, »Brief der ertrunkenen Galeerensklaven der Seeschlacht bei Actium an Marc Antonius«. So entsteht ein Mosaik all jener, die kein Gehör fanden oder zurückgewiesen wurden. Der Titel stellt den Bezug dazu her: Thanatos war der Totengott der griechischen Mythologie. Die Altarform des Triptychons weist es als modernes Mahnmal aus. Das Triptychon nimmt konkret Bezug auf die gleichnamige Installation aus demselben Jahr, die aus 14 Postsäcken, 4 Leitern und 27 Holzpostkarten bestand und die Dreiteilung mit Leitern als Zwischenwänden herstellte.
Karl Schaper selbst äußerte zu dem Werk: »Das Postamt des Thanatos versteht sich als leise, aber dennoch eindringliche Mahnung an die Heutigen, als Mahnung an die Lähmung und Verhärtung menschlicher Schicksale durch die Schizophrenie des kriegerischen Mahlwerks.« Die Arbeit reflektiert drei wichtige Themenbereiche im Schaffen Schapers, die biografisch begründet sind: Die Auseinandersetzung mit der Antike, die Folgen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, den Schaper selbst miterleben musste, verflochten mit aktuellen Ereignissen der Geschichte. Durch die kompositionelle Anordnung entstehen ironische Bezüge. Schaper beschränkt seine Palette auf Farbtöne in Rosé, Blau, Grün und integriert die weiß belassene Leinwand in den Gestaltungsprozess, sodass sich das offizielle Schwarz-Rot-Gold der Postsäcke optisch abhebt. Die malerische Auffassung ist summarisch und flächenhaft, sodass die Botschaften in den verschieden großen Aufschriften und epigrammatischen Aufnähern im Zusammenspiel mit Linien und Flächen eine Art Schrift-Linienkomposition ergeben, die zugleich die Fülle der vergeblich geschriebenen Schriftstücke dokumentiert.
Seit 1973 befasst sich der Künstler in seinen Werken mit dem Verhältnis von Bild und Schrift, das historische, kommentierende oder chronistische Funktionen erfüllt.
Zitiervorschlag
Gemälde "Postamt des Thanatos", 1984; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.868,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/0fa69259-f569-44e1-a9ad-51ba88138d0d (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)