Hersteller
Kämmer, Reinhardt & Co. Grammophon-Fabrik (1890 - 1895)
Erfinder
Emil Berliner (1851 - 1929)
Herstellungsort
Waltershausen, Thüringen, Deutschland
Material
Holz; Metall; Papier/Papiermaché
Farbe
braun; messingfarben
Objektmaß (b x h x t)
240 x 340 x 450 mm
Systematik
Rundfunk, Tonaufzeichnung/Tonaufzeichnungs- und Tonwiedergabegeräte/Mechanische Tonaufzeichnung/Schallplattengeräte/Grammophone mit mechanischem Tonabnehmer
Beschriftung
"EBs Patent BREVETE S:G:D:G:"
Anfang 1890 veranstaltete Emil Berliner im Belle-Alliance Theater in Berlin die weltweit erste, rein kommerzielle Vorführung des von ihm kurz zuvor erfundenen Grammophons statt. Es wurden dabei einige kleine, nur 12,5 cm messende Zinkschallplatten mit einer Spieldauer von kaum 1 Minute abgespielt. Die Presse lobte vor allem die gelungene Wiedergabe mehrstimmiger Musikstücke sowie den effektiven Trichter zur Tonverstärkung.
Zur selben Zeit wurde eine sprechende Edison-Puppe mit einem eingebauten Phonografen in Deutschland gezeigt. In der Folge kam es zu einem Kontakt zwischen Emil Berliner und der 1885 gegründeten Puppenfabrik Kämmer & Reinhardt in Walthershausen (Thüringen). Berliner baute zwar den Prototypen einer Miniaturausgabe seines Wiedergabe-Grammophons, übertrug aber die technisch anspruchsvollere Umsetzung einer Grammophonpuppe Ernst Kämmer.
Die am 19. Mai 1890 gegründete Firma »Grammophon-Spielwaren-Fabrik Kämmer, Reinhardt & Co.« erhielt von Emile Berliner die Lizenz zur »Herstellung von sprechenden Puppen und der Errichtung einer Grammophon-Fabrik zwecks Fertigung von handgetriebenen Grammophon-Apparaten für den Neuheiten-Geschenkartikel-Handel.« Sechs Wochen später wurde die Firma gelöscht und neu gegründet unter dem Namen Grammophon-Fabrik Kämmer, Reinhardt & Co.
Man entschied sich, die Herstellung der kleinen Puppenplatten von 7,5 cm Durchmesser aus Zelluloid und Hartgummi der »Rheinischen Gummi- und Celluloid-Fabrik Mannheim-Neckarau« zu übertragen. Hergestellt wurden Platten mit 7,5 cm Durchmesser für die Sprechpuppe und 12,5 cm Durchmesser für das Grammophon. Die ersten Grammophone standen Weihnachten 1890 zum Verkauf.
Nach wenigen Monaten zeigte sich, dass Zelluloid nicht widerstandsfähig genug war, ab Anfang 1891 sind die Pressungen in Hartgummi ausgeführt worden.1891 schied Reinhardt aus, um sich ganz der Puppenfabrik zu widmen. Der neue Firmenname lautete danach Grammophon-Fabrik Kämmer & Co.
Die Sprechpuppe selbst war kein Erfolg, weil der kleine Mechanismus in dem engen Raum des Puppenkörpers nicht genügend funktionierte. Die frühe Vermarktungsgeschichte des Grammophons in Deutschland allerdings kann mit ca. 14.500 verkauften Geräten, 600 verschiedenen Aufnahmen in acht verschiedenen Sprachen und schätzungsweise 100.000 verkauften Schallplatten bis Anfang 1893 durchaus als Erfolg bezeichnet werden.
Fehlende Infrastruktur und Erfahrung in der Organisation, gepaart mit wenig Risikobereitschaft von Kämmer & Reinhardt, verhinderten jedoch den großen Durchbruch für das Grammophon.
Zwar wurde eine größere Zahl von Grammophonen nach England geliefert, doch die Plattenproduktion vom Kämmer endete nach etwa vier Jahren, die Grammophonfabrik wurde kurz darauf geschlossen. Emil Berliner vermarktete seine Platten stattdessen erfolgreich in den USA und ab 1898 von London aus auch in Europa. Daher sind die von 1890 bis 1893 hergestellten 12,5 cm Berliner Records die ersten und wohl seltensten existierenden Schallplatten.
Zitiervorschlag
Grammophon für die ersten 12,5 cm Berliner-Schallplatten, 1890 - 1893; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.0.22930,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/059b9e40-5ddf-4d43-b74e-0f8fb1d85edd (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)