Papierarbeit "Die Freiheit"
Datierung
2016
Künstler
Jim Avignon (geb. 1968)
Herstellungsort
Berlin, Deutschland
Farbe
mehrfarbig
Material
Papier
Technik
bemalt
Blattmaß (b x h)
3.070 x 2.250 mm
Systematik
Kunst/Malerei/Gemälde
Objektart
Original
Inventar-Nr.
4.2019.55
Avignon bearbeitet in seinem Bild "Die Freiheit" das bekannte Gemälde von Eugène Delacroix "La liberté guidant le peuple" (Die Freiheit führt das Volk), das anlässlich der Pariser Julirevolution von 1830 entstanden ist.
Avignon übernimmt sowohl das kompositorische als auch das personelle Programm von Delacroix, sodass ein direkter Vergleich der Protagonisten ermöglicht wird.
Die zentrale Figur ist die weibliche Gestalt, die als Allegorie der Freiheit im Sturme auf einer Barrikade steht. Sie ist mit einem Bajonett bewaffnet und hält die fanzösische Fahne hoch, wobei sie die kämpferische Gefolgschaft der Aufständischen auffordernd anblickt. Avignons Version der barbusigen Freiheit schaut dagegen ein wenig unbeeindruckt in ein Smartphone, das sie in der linken Hand hält, während auf der von ihr getragenen Fahne in großen Lettern WWW zu lesen ist. Während die Aufständischen bei Delacroix heroisch wirken, werden sie bei Avignon eher lethargisch bis phlegmatisch dargestellt. Statt der Waffen tragen alle Figuren profane Attribute des heutigen Alltags, wie Regenschirm, Akten- oder Umhängetasche und Trolley-Koffer. Der kleine Junge, der bei Delacroix leidenschaftlich mit zwei Pistolen unmittelbar neben der Freiheit steht und als einzige Person des Gemäldes den Bildbetrachter direkt anblickt, hält bei Avignon eine (leere) Weinflasche in die Höhe. Sein trunkener Blick schweift mit einem Auge ab, das ganze Gesicht hat die menschliche Form verloren und sich in eine blaue Maske verwandelt, die fratzenhaft grinst. Die einzigen, die bei Avignon direkt in die Richtung des Betrachters zu blicken scheinen, sind die drei Gefallenen, die im Bildvordergrund zu Füßen der Freiheit liegen. Auch hier werden die antropomorhen Gesichter durch bunte stilisierte Masken ersetzt. Der tote Soldat aus Delacroix' Gemälde hält hier noch ein aufgeklapptes Notebook fest.
Die knieende Gestalt, die bei Delacroix hoffnungsvoll zur Freiheit aufblickt, wird bei Avignon durch einen lüstern blickenden Jungen mit Baseballkappe ersetzt. Avignon scheint in dieser grotesken Abwandlung des historischen Themas den im Internetzeitalter neu definierten Freiheitsbegriff zu hinterfragen. Die siegreichen Kämpfer werden zu lustlosen oder hedonistischen Gestalten, die Gefallenen verlieren ihre Identität und verwandelnt sich in dekorative Symbole.
Avignon übernimmt sowohl das kompositorische als auch das personelle Programm von Delacroix, sodass ein direkter Vergleich der Protagonisten ermöglicht wird.
Die zentrale Figur ist die weibliche Gestalt, die als Allegorie der Freiheit im Sturme auf einer Barrikade steht. Sie ist mit einem Bajonett bewaffnet und hält die fanzösische Fahne hoch, wobei sie die kämpferische Gefolgschaft der Aufständischen auffordernd anblickt. Avignons Version der barbusigen Freiheit schaut dagegen ein wenig unbeeindruckt in ein Smartphone, das sie in der linken Hand hält, während auf der von ihr getragenen Fahne in großen Lettern WWW zu lesen ist. Während die Aufständischen bei Delacroix heroisch wirken, werden sie bei Avignon eher lethargisch bis phlegmatisch dargestellt. Statt der Waffen tragen alle Figuren profane Attribute des heutigen Alltags, wie Regenschirm, Akten- oder Umhängetasche und Trolley-Koffer. Der kleine Junge, der bei Delacroix leidenschaftlich mit zwei Pistolen unmittelbar neben der Freiheit steht und als einzige Person des Gemäldes den Bildbetrachter direkt anblickt, hält bei Avignon eine (leere) Weinflasche in die Höhe. Sein trunkener Blick schweift mit einem Auge ab, das ganze Gesicht hat die menschliche Form verloren und sich in eine blaue Maske verwandelt, die fratzenhaft grinst. Die einzigen, die bei Avignon direkt in die Richtung des Betrachters zu blicken scheinen, sind die drei Gefallenen, die im Bildvordergrund zu Füßen der Freiheit liegen. Auch hier werden die antropomorhen Gesichter durch bunte stilisierte Masken ersetzt. Der tote Soldat aus Delacroix' Gemälde hält hier noch ein aufgeklapptes Notebook fest.
Die knieende Gestalt, die bei Delacroix hoffnungsvoll zur Freiheit aufblickt, wird bei Avignon durch einen lüstern blickenden Jungen mit Baseballkappe ersetzt. Avignon scheint in dieser grotesken Abwandlung des historischen Themas den im Internetzeitalter neu definierten Freiheitsbegriff zu hinterfragen. Die siegreichen Kämpfer werden zu lustlosen oder hedonistischen Gestalten, die Gefallenen verlieren ihre Identität und verwandelnt sich in dekorative Symbole.
Zitiervorschlag
Papierarbeit "Die Freiheit", 2016; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2019.55,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/04b12e88-ae3a-4ed0-a428-82bd0bfb198b (zuletzt aktualisiert: 5.10.2024)