Hersteller
Mix & Genest AG Telephon- und Telegraphenwerke (1879 - 1958, ab 1889 AG)
Erfinder
Valdemar Poulsen (1869 - 1942)
Nachdem Valdemar Poulsen 1898 das Prinzip der Magnetaufzeichnung entdeckt und das erste Telegrafon gebaut hatte, suchten er und seine Partner nach Möglichkeiten, die Technologie weiterzuentwickeln und zur Marktreife zu bringen. In Dänemark fehlte es dazu an Kapital und auch an Möglichkeiten. 1899 kam es daher zu einer Vereinbarung mit Mix & Genest, nach der dann Anfang Mai 1900 Poulsen und die meisten technischen Mitarbeiter der Aktieskelsab Telegrafonen nach Berlin kamen. In den Laboren von Mix & Genest entwickelten sie dann jene Apparate, die im Juni 1900 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt wurden und die ungeheure Publikumsresonanz der Erfindung begründete.
Poulsen und seine dänischen Mitarbeiter Pedersen, Christensen und Lübcke entwickelten mit den Berliner Technikern Zopke und Ruhmer verschiedene Modelle, um mit unterschiedlichen Materialien, Geschwindigkeiten und Magnetköpfen zu experimentieren und so Lautstärke und Verständlichkeit zu verbessern.
Dabei entstand auch dieses Gerät, dass sich von den bisher gebauten Walzen-Telegraphonen durch die Verwendung breiteren Stahlbandes statt Draht und von Spulen statt der Aufwicklung auf einer Walze unterschied.
Mehrere Walzen-Geräte wurden dann auf der Pariser Weltausstellung auf dem Stand der Aktieskelsabet Telegrafonen dem allgemeinen Publikum demonstriert. Dieses Gerät zeigten Poulsen und Mix & Genest nur auf Vorführungen im kleineren Rahmen, wo es eingeladenen Teilnehmern und Vertretern der Presse vorgeführt wurden.
Das Stahlband-Telegraphon hatte immerhin eine Aufzeichnungsdauer von 16 bis 18 Minuten, wobei auf eine der Spulen 1.920 m Band mit einem Gewicht von 2,3 kg passten. Die Bandgeschwindigkeit betrug zwei Meter pro Sekunde. Neben der geringen Lautstärke waren die Kosten des Stahlbandes das Hauptproblem. Eine Rolle des 0,5 mm dicken Bandes kosteten die damals sehr beachtliche Summe von 576 Mk - umgerechnet knapp 4.000 Euro. Das Gerät sollte längere Telefongespräche magnetisch aufzeichnen, war aber für diesen Zweck zu teuer.
Die Zusammenarbeit zwischen Poulsen und Mix & Genest endete bereits im August 1900 wieder, da sich die Dänen von den deutschen Technikern nicht ernst genommen fühlten und es unterschiedliche Vorstellungen über das Ziel der Weiterentwicklung gab. Mix & Genest gab danach das Projekt auf, insbesondere weil man deutlich sah, dass sich das Problem der schwachen Lautstärke ohne geeigneten Verstärker vorerst nicht würde lösen lassen.
Zitiervorschlag
Stahlbandrekorder "Telegraphon" für Magnetaufzeichnung von der Pariser Weltausstellung 1900, 1900; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 3.0.5353,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/04111a7e-ab9b-4377-8bdf-cf7a52918589 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)