Hersteller
Philips Usfa BV (1948 - 1989)
Zulieferer
Siemens AG (seit 1966)
Herstellungsort
Eindhoven
Material
Metalle; Kunststoff; Papier
Objektmaß (b x h x t)
520 x 315 x 550 mm
Systematik
Sonstige Sammelgebiete/Verschlüsselungstechnik, Chiffrier- und Codierungsgeräte/Verschlüsselungsmaschinen/Elektronische Chiffriermaschinen
Typenschild
"SIEMENS // T 1000Z1/Z // L22711-A1000-Z101 // 220...240V~40...70Hz // 120W/1Aeff // F-Nr. AL/M 005511 // ALLEMAGNE // MADE IN GERMANY // ALEMANIA"
Firmenschild
"Cryptomodule UA 8486/02 // Philips Usfa B.V. Ser.nr. 239" (Unterseite)
Aroflex war eine elektronische Fernschreib-Verschlüsselungsmaschine, die zwischen 1976 und 1982 von Philips Usfa in Eindhoven für die NATO und Regierungsorganisationen entwickelt wurde. Der Name Aroflex ist abgeleitet von Automatic Rapid Offline Encryption Device. Insgesamt wurden mehr als 4500 Geräte produziert, bevor sie 1993 durch die Aroflex II (T-1285/CA) abgelöst wurde.
Das Gerät besteht aus einem Siemens T-1000-Fernschreiber, an dessen Unterseite ein Crypto-Modul montiert ist – ein flaches schwarzes Gehäuse mit einem roten Druckknopf und zwei Schlössern. Ein Schloss wird für den INSERT-Schlüssel verwendet, das andere für den SPECAT-Schlüssel.
Der rote Druckknopf zwischen den Schlüsseln ist der sogenannte ZEROIZE-Knopf. Dieser sollte gedrückt werden, sobald Gefahr droht und sorgt dafür, dass alle kryptografischen Schlüssel gelöscht werden. Sie macht das Gerät unbrauchbar, bis neue Schlüssel geladen sind.
Aroflex war als automatisiertes Ver-/Entschlüsselungsgerät für den schnellen und effizienten Offline-Betrieb konzipiert und erstellte dabei Lochstreifen mit dem verschlüsselten Text, die mit anderen Geräten eingelesen und verschickt wurden. Einige Aroflex-Maschinen waren mit Schnittstellen ausgestattet, so dass sie direkt an eine Fernschreib-Leitung angeschlossen werden konnten.
Die NATO-Version von Aroflex ist kryptokompatibel mit anderen NATO-CEROFF-Geräten, wie RACE und Picoflex. Sie entspricht dem symmetrischen Standard ACP 127. Der Klartext wird in 5er-Buchstaben-Gruppen umgewandelt, wobei in jeder Zeile 10 solcher Gruppen stehen. Aroflex kann bis zu 6 Seiten (mit 120 Zeilen zu je 10 Buchstabengruppen) in seinem internen RAM speichern.
Die Aroflex selbst war sehr sicher und nicht zu brechen. Es gibt keine dokumentierten Fälle von Aroflex-Verkehr, der entschlüsselt werden konnte. Allerdings gab es von der Aroflex einige weniger sichere Versionen wie die zivile T-1000/CA oder die Beroflex. Äußerlich sind sie nicht zu unterscheiden, jedoch kam bei der Beroflex statt des sicheren Philips OQ4406-Verschlüsselungschip der Aroflex der angreifbare OQ4407-Chip zum Einsatz. Dessen Algorithmus ist wesentlich schwächer. Die Nachrichten konnten unter Ausnutzung einer Redundanz am Anfang der verschlüsselten Nachricht gebrochen werden. Dieser Umstand war den westlichen Nachrichtendiensten bekannt. Die schwächeren Maschinen wurden mehr oder weniger erfolgreich anderen Staaten zum Kauf angeboten.
Während des Kalten Krieges wurde die Aroflex vom russischen KGB und dem ostdeutschen Ministerium für Staatssicherheit MfS eingehend analysiert. 1982/83 gelang es ihnen, eine Maschine in die Hände zu bekommen, die auf mysteriöse Weise auf einer Ausstellung verschwand. In den Jahren 1986/1987 verwendete die Abteilung XI des MfS 30 % ihrer Kapazität auf die Entschlüsselung der Aroflex. Sie versuchte, die unerwünschten Abstrahlungen des Geräts auszunutzen (TEMPEST), waren aber nicht erfolgreich.
Zitiervorschlag
Verschlüsselungsmaschine "Aroflex" mit Fernschreiber "T1000 Z1Z" und Kryptozusatz "UA 8486", ab 1982; Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Inventarnummer: 4.2012.472,
URL: https://onlinesammlung.museumsstiftung.de/detail/collection/020b0bff-0b51-49d6-b333-d94e85b00f04 (zuletzt aktualisiert: 26.11.2024)