Objektname;ObjektDetails;Datierungen;Personen/Organisationen;Material Technik;Maße;Systematik;Objektart;Inventar-Nr.;Schlagworte;Beschreibung;Adressat;Absender;geographische Referenz;Laufweg;Markenart;Markenart;Markentyp;Philatelistischer Zustand;Frankatur;Zähnung;Lumineszenz;Plattenfehler;Abart;Einheit;Wasserzeichen;Spezialpost / Versandform;Gesamtfrankatur;Attest / Prüfzeichen;Fälschung;Michelkatalog;Entwertung;Vermerke;Inhalt;Bildmotiv;Inschriften;Transkriptionen Altbrief. Feldpostbrief, Philipp (Filipp) Franzen an seinen Vater Jean Franzen in St. Wendel / Saarland, 1811;Soldatenpost, Soldatenbrief, Kriegspost, Kriegsbrief, Napoleon, Saarland;Datierung 5.9.1811; Absender;Material Papier, Tinte | Technik handschriftlich;Blattmaß (b x h) aufgefaltet 375 x 227 mm | Bildmaß (b x h) zum Brief gefaltet 123 x 72 mm;Philatelie/Briefe/Vorphilatelie;Original;3.2012.412;;Feldpostbrief aus der Zeit der napoleonischen Kriege, geschrieben in Utrecht am 5. September 18111. Transkript:„Utreckt d. 5ten September 1811Hoch geerte und vielgeliebte ElternUnd geschwister euer Schreiben haben wir richtig erhalten und ersehen das ihr noch alle gesunt und wohl seyn welches uns sehr viele Freude erweckt hat wa uns anbelangt seyn wir noch alle zwey frisch und gesunt so lang Gott und die Heilige dreyfaltigkeit will denn die Gesuntheit ist das best und wir beten Tag und Nacht das uns Gott wieder Gesunt und Glücklich nach Haus führen soll wo er uns weg geführt hat da es ihm gefallen tat wenns ihm gefält so wird er uns wieder dahin führen denn zu Hauß ist es immer das beste ihr habt mir geschrieben das ihr die Uhr bekommen habt so schreib ich euch das ihr mir etwas Gelt schicken sollt denn wir hofen alle Tag von hier wieder weg zu gehen wieder nach Amsterdam da kommen wir wieder in die Kasern da können wir die Erbsen und Bonen wieder esen wie zu Bisanso [Besancon] wenn Mann kein Gelt hat dann geht’s hart HeerUnd ich Philip Frantz hab mein Gelt erhalten das wo ihr mir Geschickt habt muß ich euch benachrichtigen das ich es bekommen habt wenn wir wieder in die Casern kommt so müß ihr mir dieder etwas schicken denn das war vorgesehen Brod wie Mann zu Hauß als spricht so kennt ihr mir wieder etwas schicken so viel ihr wollt es ist mir angenehm wo meh wo lieber wir haben Hoffnung diesen Winter Nach Hauß zu kommen dann brauchen wir sehr Gelt denn der Weg ist weit, ss Wentel als sonsten [?] ich muß euch etwas schreiben wenn mein bruder in die Clas kommt so schreibt mir gleich das ich ihm ein Saterigat [?] schicken weiter wißen wir nicht zu schreiben als wir verbleiben eure treue Söhne biss in den todt Philipp Frantz, und Wendel Alskaster [?] Wir Grüßen euch alle viel tausent mahl und Grüßt den Peter Tome von seinem Sohn von Ottweiler der bey seinem Tochtermann sein Regiment namens Christian LiebnerWend ihr Gelt schickt so [tut] einen blauen Zetel schicken dann bekommen wir das Gelt Gleich[Adresse vorn]MonsiuerJeng Franzen a SantwentelAradisement SaarbruckDepardement dela SaarA Santwendel“2. Person:Philipp Franzen, der aus dem Kanton St. Wendel im Saarland stammende Schreiber dieses Briefes, gehörte zu den so genannten „Reichsfranzosen“ bzw. „Nicht-Franzosen“ in der Grande Armee.Geboren wurde Franzen am 19. September 1791 in St. Wendel als Sohn des Schuhmachers Johann (Jean) Frantzen und seiner Frau Barbara Franzen, geborene Cloos. Er diente im 56. Linien-Infanterie-Regiment (56ème régiment de ligne), das dem 2. Armeekorps unter Marschall Nicolas Oudinot, Herzog von Reggio, und dort der 6. Division unterstellt war. 3. Dokument:Stempel: 118 Utrecht auf der Adressseite, reverseitig ist ein handschriftlicher Taxvermerk 95 c mit Tinte aufgebracht4. Allgemeiner historischer Kontext:Die Französische Revolution und das Kaiserreich Napolens I. bedeuteten für das Saarland einen fundamentalen Epocheneinschnitt. Fast 20 Jahre lang wurde es integraler Bestandteil Frankreichs und hatte so unmittelbar Anteil an der französischen Entwicklung mit der Aufhebung der Feudalrechte und der Errichtung einer Eigentümergesellschaft. Als Département de la Sarre wurde es zu einem französischen Verwaltungsbezirk, der nach der Eroberung der linksrheinischen deutschen Territorien durch die französischen Revolutionsarmeen (1794) im Jahre 1798 eingerichtet wurde: Völkerrechtlich erfolgte die Abtretung durch den Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801. Es erstreckte sich von der Nordeifel bei Blankenheim bis in das heutige Saarland. Die Präfektur des Département de la Sarre befand sich in Trier. Es war gegliedert in die Arrondissements Trier, Birkenfeld, Prüm und Saarbrücken (Sarrebruck). Hierzu gehörten die Kantone Blieskastel, Lebach, Merzig, Ottweiler, Saarbrücken, Sankt Arnual (jetzt Stadtteil von Saarbrücken) St. Wendel und Waldmohr. Der größte Teil des 4935 Quadratkilometer umfassenden Gebietes gehörte zuvor zum Kurfürstentum Trier. Die Einwohnerzahl betrug 273 569 Einwohner (1809). Für die männlichen Einwohner hatte die Annexion besonders weit reichende Folgen, da sie fortan zum Dienst in der französischen Armee gezogen werden konnten und wurden. Die „Grande Armée“ besaß zahlreiche „nicht-französische“ Truppe. Das Große Hauptquartier, die kaiserliche Garde, das 1., das 2. und das 3. Armeekorps bestanden überwiegend aus „reichsfranzösischen“ Truppen. Diese Truppen galten unbestritten als „Kern der Grande Armée“, obwohl sie eine Reihe „fremder“ Truppen besaßen. Auch das 1., 2. und 3. Kavalleriekorps enthielt zahlreiche fremde Regimenter. Diese waren allerdings mit den reichsfranzösischen Einheiten so vermengt, dass diese Kavalleriekorps als „überwiegend französisch“ galten. Dabei bleibt allerdings unberücksichtigt, dass zahlreiche der „reichsfranzösischen“ Soldaten in Gebieten konskribiert wurden, die erst nach der Revolution von Frankreich annektiert worden sind, wie zum Beispiel das Saarland und das Rheinland, deren Bewohner sich in der Regel nicht als „Franzosen“ fühlten. Insgesamt galten etwa 300.000 Mann des Heeres als „Reichsfranzosen“. Damit waren weit mehr als die Hälfte der Soldaten der Grande Armee „Nicht-Franzosen“.;;;Geografischer Bezug Deutschland, Holland, Utrecht, St. Wendel;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;33